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4. November 2024
HR News im November: Die wichtigsten Trends für Personaler:innen
Arbeitsrechtliche Urteile, HR-Trends, handverlesene Studien: In unseren HR News gibt's jeden Monat einen knackigen Überblick über neue Top-Themen aus dem Personalbereich. Denn der frühe Vogel fängt den Wurm...
Stellenanzeigen: Was Bewerber:innen wirklich (nicht) lesen wollen
Ewiges Rätsel Stellenanzeige. Sie gehört zum Standardrepertoire jeder HR-Abteilung, und sie begegnet uns überall: auf Jobbörsen, in den sozialen Netzwerken oder auf den Karriere-Websites der Unternehmen. 90 Prozent der Bewerber:innen nutzen sie, um sich nach neuen Positionen und Herausforderungen umzuschauen. Doch wie gut treffen Stellenanzeigen eigentlich den Nerv der Zielgruppe? Laut einer aktuellen Studie der Online-Jobbörse jobtensor liegt der Fokus potenzieller Bewerber klar auf dem Inhalt – und weniger auf den oft wohlklingenden, aber austauschbaren Floskeln und Phrasen. Das sind die Key Learnings:
Inhalt schlägt Verpackung
Für mehr als zwei Drittel der 1000 in der Studie befragten Beschäftigten ist eine konkrete Aufgabenbeschreibung der wichtigste Aspekt der Stellenanzeige. Auch ein klar formuliertes Anforderungsprofil (67 Prozent) und konkrete Informationen zu den Arbeitgeberleistungen (56 Prozent) sorgen für Aufmerksamkeit. Die fast schon obligatorische Unternehmensvorstellung? Die wird kaum gelesen – immerhin 37 Prozent empfinden sie sogar als völlig überflüssig.
Humor? Unbedingt.
Und Ironie kommt auch gut an. Der Ton in Stellenanzeigen polarisiert. Floskeln und eher werbliche Sprache wirken demnach eher abschreckend, während ein feiner humorvoller Stil die Bewerbungsbereitschaft bei über der Hälfte der Befragten steigert. Ironie hingegen kommt nicht ganz so gut an – auch wenn es immerhin 36 Prozent goutieren, wenn sich Unternehmen in der Anzeige selbst auf die Schippe nehmen.
Du oder Sie? Geschmackssache.
Gendern kann dagegen gefährlich sein. Beim Thema Anrede steht ein Drittel auf das „Du“, eine ähnlich große Gruppe bevorzugt das „Sie“. Weniger geteilt sind die Ansichten beim Thema Gendern, Jugendwörter und Fremdwörter – letztere empfinden gleich 43 Prozent der Befragten als störend.
Was zählt, ist Substanz.
Das Design? Nett, aber kein entscheidender Faktor: Lediglich 25 Prozent bewerten die optische Gestaltung als bewerbungsrelevant. Kurz gesagt: Weniger Show, mehr Substanz – das ist das Rezept für Ihre erfolgreiche Stellenanzeige.
Starre Teilzeit war gestern: Flexibilität ist Trumpf
Die klassische Teilzeit verliert an Strahlkraft. Immer mehr Beschäftigte, vor allem Eltern, wünschen sich flexible Arbeitszeiten statt festgelegter Stundenzahlen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung unter 2500 Frauen und Männern und befördert damit einen klaren Trend ans Licht: Nicht die Teilzeit per se, sondern Arbeitsmodelle, bei denen Umfang und Lage der Arbeitszeit flexibel gestaltbar sind, stehen hoch im Kurs.
Laut Studie sind Flexibilität und Familienfreundlichkeit die wichtigsten Faktoren bei der Wahl eines Arbeitsplatzes. Fast die Hälfte der in der Studie befragten Frauen und Männer präferiert Stellen, bei denen es ein „Entweder-Oder“ aus Vollzeit oder Teilzeit gibt. Eine starre Teilzeit mit festen Stunden dagegen spricht nur wenige an, passt diese doch oft eher schlecht in den individuellen Lebensrhythmus und verhindert, dass Beschäftigte ihre Arbeitszeit eigenständig gestalten können.
Paare wollen heutzutage Erwerbs- und Sorgearbeit anders aufteilen. Dazu müssen sie Arbeitszeiten flexibler an ihre Bedürfnisse anpassen können.
– Michaela Hermann, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung
Vor allem bei Eltern kleinerer Kinder sind flexible Arbeitszeiten gefragt: Nur 21 Prozent der Frauen und 38 Prozent der Männer würden sich unter dieser Voraussetzung für eine reine Vollzeitstelle entscheiden. „Hier deutet sich an: Paare wollen heutzutage Erwerbs- und Sorgearbeit anders aufteilen“, sagt Michaela Hermann, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung. „Dazu müssen sie Arbeitszeiten flexibler an ihre Bedürfnisse anpassen können.“ Besonders auffällig: Auch Frauen ohne Kinder oder mit älteren Kindern möchten nicht an feste Stundenpläne gebunden sein. Ein klarer Hinweis darauf, dass starre Arbeitsmodelle insgesamt veraltet scheinen.
Die Lösung: Unternehmen, die in Sachen Arbeitszeit auf Flexibilität setzen, werden zum attraktiven Arbeitgeber. Die Botschaft der Studie ist deutlich: Flexibilität ist das neue „Must-Have“ – und Arbeitgeber, die diese bieten, verschaffen sich einen klaren Vorsprung im Recruiting.
Wenn die Zeiterfassung an den Nerven zerrt
Nochmal Arbeitszeit. Die Zeiterfassung soll bei Unternehmen und Beschäftigten eigentlich Klarheit über Arbeitszeiten schaffen – doch in der Praxis verursacht sie oftmals Stress und Diskussionen. Das EuGH-Urteil von 2019 und der BAG-Beschluss 2022 haben das Thema Zeiterfassung wieder aufs Tapet gebracht, ohne die Akzeptanz unter den Beschäftigten zu erhöhen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine aktuelle Studie von SD Worx.
Europaweit zeigt die Studie, dass etwa 56 Prozent der in Deutschland befragten Beschäftigten die Zeiterfassung zwar durchaus schätzen, etwa um Überstunden zu vermeiden oder auch, um die tägliche Arbeit strukturierter zu gestalten. Aber immerhin ein Drittel sieht in der Zeiterfassung ein Instrument, das bei ihnen Stress erzeugt, da es oft mit einem Gefühl von Kontrolle durch den Arbeitgeber verbunden ist. Diese Sichtweise zeigte sich insbesondere in Deutschland, Dänemark und Finnland.
Der Widerstand gegen die Zeiterfassung kommt laut einer Protime-Studie vor allem von der Gen Z: Demnach befürchten 57 Prozent der Jüngeren eine Einschränkung ihrer Freiheit durch das „Zeitstempeln“. Babyboomer hingegen sehen das Ganze deutlich gelassener und schätzen die digitale Erfassung als praktisches Hilfsmittel (62 Prozent). Ironischerweise zeigt sich bei den Jüngeren jedoch auch eine Effizienzsteigerung, wenn die Systeme erst einmal implementiert sind: Knapp 70 Prozent sehen darin eine Entlastung, etwa zur Vermeidung von Überstunden.
Apropos, Systeme: Insgesamt nutzen fast 70 Prozent der Befragten digitale Tools wie Systeme auf PC oder Laptop sowie Apps für die Zeiterfassung – doch auch Zettel und Stift oder Exceltabellen kommen noch zum Einsatz. Der Trend ist hier eindeutig: Die Zeiterfassung bleibt kontrovers, digitalisiert sich aber Stück für Stück weiter – ob als Freiheitstool oder Kontrollinstrument liegt wohl im Auge des Betrachtenden.