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25. Oktober 2022
Mental gesund in Krisenzeiten: 6 essentielle Tipps, um Mitarbeitende zu unterstützen
Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg oder die Konsequenzen des Klimawandels: Gerade weil man diese Probleme als Individuum nicht lösen kann, können sie die Psyche stark belasten. Das gilt auch am Arbeitsplatz: Mitarbeiter:innen, denen die Angst im Nacken sitzt, leiden häufig unter Anspannung und Konzentrationsschwierigkeiten. Was also können HR-Verantwortliche tun, um die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu unterstützen? Jonas Keil, Co-Founder der Gesundheitsplattform nilo.health, teilt sechs essentielle Tipps.
Jetzt herunterladen: Checkliste für Stressbewältigung am Arbeitsplatz
Inhalt
- 1Tipp #1 – Empathie und Flexibilität
- 2Tipp #2 – Gemeinsam klare Zeichen setzen
- 3Tipp #3 – Sensibilisieren Sie Ihre Führungspersonen
- 4Tipp #4 – Vergessen Sie nicht, sich um sich selbst zu kümmern
- 5Tipp #5 – Helfen Sie von der Krise betroffenen Kolleg:innen
- 6Tipp #6 – Professionelle Unterstützung zur mentalen Gesundheit
- 7Ihre Schlüsselerkenntnisse
Es ist ein trauriger Rekord: Laut einer Studie der DAK wurden in Deutschland im Jahr 2021 pro 100 Versicherter durchschnittlich 265 Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen verzeichnet. Darüber hinaus gaben 75 % der Angestellten an, psychische Unterstützung zu benötigen, diese zum Zeitpunkt der Umfrage aber (noch) nicht zu erhalten.
Diese Zahlen alarmieren und sollten für Arbeitgeber Grund genug sein, das Thema mentale Gesundheit in den Fokus zu rücken – gerade jetzt, wo eine Katastrophe die nächste zu jagen scheint. Wie das funktionieren kann, zeigen die folgenden Tipps.
Investment in mentale Gesundheit zahlt sich aus
Eine Deloitte-Studie von 2017 hat gezeigt, dass der ROI von “Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz mit einem durchschnittlichen ROI von 4:1 überwältigend positiv ist.” Außerdem verzeichnen Unternehmen, die sich auf ihre Kultur und psychische Gesundheit konzentrieren, innerhalb von drei Jahren ein doppelt so hohes Wachstum wie ihre Konkurrenz.
Tipp #1 – Empathie und Flexibilität
Mit Extremsituationen geht jeder anders um. Unser erster Tipp ist deshalb: Zeigen Sie Empathie und bieten Sie Gespräche an, in denen Emotionen, Gedanken und Ängste Raum finden. Diese Themen an- und zu besprechen ist nicht immer einfach und gerade für HR Manager können dadurch mentale Belastungen entstehen. Im “Corporate Sanity” Guide von nilo.health finden sich einige nützliche Tipps, wie Sie als HR oder Führungsperson mit diesen Themen umgehen können.
Den Corporate Sanity Guide von nilo.health jetzt direkt herunterladen (EN)
Außerdem sollten Sie Flexibilität gewähren: Mitarbeitende, die sich bei Bedarf eine kurze Auszeit nehmen können, sind im Anschluss wieder motivierter und fokussierter. Flexible Arbeitszeiten sind außerdem eine große Hilfe, falls sich Mitarbeitende an Hilfsaktionen beteiligen möchten. Aktiv zu werden und zu bleiben kann dem Gefühl der Hilflosigkeit entgegensteuern und sich positiv auf die Psyche auswirken.
Tipp #2 – Gemeinsam klare Zeichen setzen
Gemeinsam ein Zeichen zu setzen kann dem Gefühl von Hilflosigkeit entgegenwirken. Engagieren Sie sich als gesamtes Team und unterstützen Sie zum Beispiel unmittelbar vom Krieg betroffene Menschen. So können Sie etwa Sach- oder Geldspenden sammeln oder Kriegsflüchtlingen Unterkünfte oder Jobs vermitteln.
Als Arbeitgeber:in können Sie mit gutem Beispiel vorangehen und Möglichkeiten für sinnvolle Aktionen aufzeigen. Sie vermitteln Ihren Mitarbeitenden, dass sie mit ihren Ängsten nicht allein sind.
Vorlage: Stressmanagement für Mitarbeitende
Unsere Vorlage hält viele wichtige Tipps für Sie bereit, um Ihren Mitarbeiter:innen bei der Stressprävention zu helfen.
Hier Vorlage herunterladenTipp #3 – Sensibilisieren Sie Ihre Führungspersonen
HR spielt eine entscheidende Rolle im Umgang mit Krisensituationen und der Einführung von Unterstützungsmaßnahmen. Personalverantwortliche sollten die Führungspersonen aber vor allem für die aktuelle Situation und den Umgang damit sensibilisieren. Im schlimmsten Fall geraten Mitarbeitende ansonsten zwischen die Stühle, da die von HR vorgeschlagenen Maßnahmen im Arbeitsalltag nicht ausgeführt werden (und damit auch ihre Wirkung verfehlen).
Die Psychoedukation von Führungspersonen kann in der Gruppe oder individuell erfolgen und ist nicht nur für den Umgang mit dem Krieg in der Ukraine wichtig, sondern auch für zukünftige Krisen und Probleme. Eventuell machen regelmäßige Coachings und Trainings für Ihre Führungspersonen Sinn. Denn je besser diese Entscheidungsträger geschult sind, desto besser ist das natürlich auch für die Mitarbeitenden und die allgemeine Stimmung im Unternehmen. Verankern Sie den achtsamen Umgang mit psychischen Belastungen in der Unternehmenskultur – denn gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wie gesund ein Unternehmen ist.
Tipp #4 – Vergessen Sie nicht, sich um sich selbst zu kümmern
Als Personalverantwortlich:e können Sie nicht alles beeinflussen: Einige Dinge muss Ihr Team selbst in die Hand nehmen. Dabei können Sie natürlich mit gutem Beispiel voran gehen.
Hier sind unsere 5 wichtigsten Self-Care-Tipps:
1. News-Detox: Dosieren Sie Ihren Nachrichtenkonsum und setzen Sie sich nicht stetig den Eilmeldungen und Videos aus, die in den sozialen Medien kursieren. Wichtig ist auch, dass Sie sowohl am Tagesanfang als auch am Tagesende positive Impulse setzen. Der Nachrichtenkonsum kann – in der richtigen Dosis – irgendwo dazwischen stattfinden. Das richtige Umfeld schaffen: Umgeben Sie sich mit Menschen, die Ihnen guttun, bleiben Sie aktiv und gehen Sie an die frische Luft.
2. Kontrolle behalten: Sie können nicht alles, was auf der Welt passiert, kontrollieren. Aber es gibt Dinge, die Sie im Griff behalten können. Fokussieren Sie sich darauf.
3. Grenzen setzen: Sie sind nicht daran schuld, dass auf der Welt Unrecht passiert. Und es ist auch nicht Ihre Verantwortung, sich um alles zu kümmern. Vielleicht finden Sie dafür ein Mantra.
4. Gefühle akzeptieren: Ängste und unangenehme Emotionen sind normal und gehören zum Leben dazu. Nehmen Sie diese Gefühle an, es ist völlig in Ordnung, nicht immer gut drauf zu sein und Extremsituationen emotional stark wahrzunehmen.
5. Pausenknopf drücken: Verantwortung und Aufgaben können belastend sein und auch dabei stören, sich um sich selbst zu kümmern. Gestehen Sie sich zu, sich auch mal einen Tag für sich zu nehmen.
Mentale Gesundheit in der Unternehmenskultur verankern
Schaffen Sie mit diesem Leitfaden eine Unternehmenskultur, die den achtsamen Umgang mit der eigenen Psyche fördert.
Jetzt Leitfaden herunterladenTipp #5 – Helfen Sie von der Krise betroffenen Kolleg:innen
Insgesamt ist es für Ihre Mitarbeitenden sehr hilfreich, wenn Sie klar kommunizieren, dass Sicherheit und Gesundheit über allem anderen stehen. Das gilt noch mal mehr, falls Mitarbeitende in Ihrem Unternehmen oder deren Familien und Freunde direkt von der Situation in der Ukraine betroffen sind. In diesem Fall sollten Sie einige grundlegende Fragen klären:
Briefen Sie Ihr HR Team und die Buchhaltung darüber, wie Gehaltszahlungen garantiert werden können oder welche Zahlungsmethoden alternativ im Raum stehen
Legen Sie eine Firmenpolitik zu Vorschüssen fest
Überlegen Sie, was Ihr Unternehmen dazu beitragen kann, die Sicherheit der Mitarbeitenden zu garantieren
Klären Sie, welche Hilfe kann zum Beispiel im Falle eines Umzugs gewährt werden
Eine klare Kommunikation dieser Angebote gibt Ihren Mitarbeitenden Sicherheit. Hilfreiche Tipps für HR zur aktuellen Situation in der Ukraine finden Sie auch auf dieser Notion-Seite.
Tipp #6 – Professionelle Unterstützung zur mentalen Gesundheit
Nicht immer ist ein offenes Gespräch mit dem:der Arbeitgeber:in ausreichend. Besonders in Zeiten von extremen Belastungen – aber auch als Präventivmaßnahme – können externe Expert:innen hilfreich sein, die Gruppen- oder Einzelberatungen anbieten. Das bringt einige Vorteile mit sich:
Vertrauliche Ansprechpartner:innen:
Was in einem Beratungsgespräch besprochen wird, bleibt auch dort. Es entstehen keine Interessenskonflikte, vielmehr können ungehindert alle Sorgen und Gedanken geäußert werden, ohne dass das Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis belastet wird.
Professionelle Empfehlungen:
Sich im engsten Freundeskreis oder mit Kolleg:innen auszutauschen ist natürlich gut. Aber ausgebildete Expert:innen können fundierte Empfehlungen aussprechen und bieten bei psychischen Belastungen den richtigen Support. Dabei ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass eine kurzfristige professionelle Hilfe keine Langzeit-Therapie ersetzen kann.
Konkrete Unterstützung:
Expert:innen können auf individuelle Situationen eingehen und bieten dadurch einen unschlagbaren Mehrwert im Vergleich zu allgemeinen Tipps, die man online finden kann.
Ihre Schlüsselerkenntnisse
Die aktuelle Situation ist nicht einfach – und jede:r reagiert anders darauf. Aber mit Flexibilität, Empathie und professionellen Hilfsangeboten kann Ihr Unternehmen einen wichtigen Beitrag für Ihre Mitarbeitenden leisten. Denken Sie daran, dass es in Ordnung und sogar wichtig ist, auch als Führungsperson offen mit den eigenen Ängsten und Sorgen umzugehen. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden, dass jede:r im Unternehmen schwierige Phasen durchläuft und dass es vollkommen ok ist, wenn man nicht ok ist. Schaffen Sie einen offenen Raum, in dem über Emotionen gesprochen werden kann (aber nicht muss) und bieten Sie Ihren Mitarbeitenden den Support, den sie in dieser Situation brauchen.
Jonas Keil
Jonas Keil ist Co-Founder von nilo.health. Das Mental Health Start-up setzt sich für die Entstigmatisierung von mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz ein und unterstützt Unternehmen dabei, das mentale Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu verbessern.