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7. April 2020
Skype & Co.: So nutzen Sie Video-Anwendungen im Vorstellungsgespräch
Ärgert es Sie, Fahrtkosten für Bewerber zu übernehmen, die sich beim Vorstellungsgespräch nach wenigen Minuten als unpassend erweisen? Videoanwendungen wie Skype, WebEx oder Google Hangouts ersparen dem Personalwesen Aufwand und Kosten. Erfahren Sie im Folgenden, worauf es beim Vorstellungsgespräch am Computer ankommt.
Ein Gespräch unter vier Augen. Dann der Handschlag. Beide Parteien sind sich schnell einig. Das war einmal. Die Stellenbesetzung hat sich in einen aufwändigen Prozess verwandelt, der sich über mehrere Vorstellungsrunden erstreckt. Jeweils ein Gespräch mit einem Vertreter der Personalabteilung und dem Leiter der Fachabteilung sind heute der Minimalstandard. Manche Unternehmen treiben die Vorauswahl auf die Spitze: Google etwa leistet sich bis zu zwölf Interviews pro Bewerber.
Welche Kriterien für eine gute Personalauswahl wichtig sind, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was die Personalauswahl professionalisiert, treibt zugleich die Kosten in die Höhe. Denn Fachkräfte bewerben sich bundesweit und erwarten, dass der einladende Betrieb die Reisekosten übernimmt – so will es auch der Gesetzgeber.
Trotz sorgfältigem Screening kann es dann im Gespräch passieren, dass Sie nach wenigen Minuten merken, dass Ihr Bewerber gar nicht dem Bild entspricht, dass Sie sich anhand der Unterlagen gemacht hatten. Sie versuchen noch ein paar Minuten lang positive Attribute ans Tageslicht zu bringen, aber nach einer Viertelstunde ist klar: das passt nicht. Der Termin, den Sie eingestellt haben, ist aber auf eine Stunde angesetzt. Der Respekt Ihrem Bewerber gegenüber, der vielleicht aus dem anderen Ende der Republik angereist ist, gebietet es Ihnen aber diese Länge auszuschöpfen, obwohl Sie noch tausend andere Dinge zu erledigen haben.
Alles in allem sehr unbefriedigend und die Kosten, Ihre Zeit und die Reisekosten, für abgelehnte Bewerber schlagen sich letztlich auf die Cost-to-hire nieder. Wer diese Kennzahl verbessern möchte, hat mehrere Optionen. Eine davon ist, das erste Gespräch auf eine Video-Plattform zu verlagern. Wenn Sie sich dafür entscheiden, sollten Sie einige Punkte beachten.
Finden Sie einen Rückzugsort
Das Gespräch mit einem Bewerber über ein Video-Tool folgt denselben Regeln wie die persönliche Begegnung. Sie sollte in Ruhe, konzentriert und ungestört ablaufen. Sie arbeiten im Einzelbüro? Wunderbar! Dann müssen Sie nur noch Ihre Kollegen informieren oder ein "Bitte nicht stören“-Schild außen an Ihre Tür hängen, damit niemand unangemeldet hineinplatzt. Sie teilen Ihr Büro mit Kollegen? Suchen Sie sich in diesem Fall rechtzeitig ein ungestörtes Plätzchen. Warum nicht für die Dauer des Gesprächs einen Besprechungsraum reservieren? Bei einem Termin unter vier Augen würden Sie auch so handeln. Sorgen Sie dafür, dass Sie niemand unterbricht. Sie können schließlich auch darauf verzichten, dass der WG-Mitbewohner Ihres Bewerbers während des Termins in die Kamera winkt.
Machen Sie die Generalprobe
Wenn Sie Skype und Co. nur selten verwenden, dann nehmen Sie sich Zeit für einen Technikcheck – und zwar rechtzeitig bevor es losgeht. Ist die Internetleitung stabil? Die Batterie Ihres Laptops aufgeladen? Stimmen Beleuchtung und Bildausschnitt, sodass der Gesprächspartner Ihr Gesicht erkennt, nicht nur den traurigen Gummibaum rechts hinten in der Zimmerecke? Das Mikro verrichtet seinen Dienst und Sie wissen, wie laut Sie sprechen müssen? Machen Sie einen Probeanruf bei Kollegen oder Freunden, um diese Punkte zu überprüfen. Fällt das Ergebnis zufriedenstellend aus, steht einem angenehmen Gespräch nichts mehr im Wege.
Wie der Dialog gelingt
Den anderen aussprechen lassen und aufmerksam zuhören – was in jedem Gespräch zu den Grundlagen der Höflichkeit gehört, wird bei einem Jobinterview über Video essenziell. Die Übertragung von Bild und Ton verzeiht aufgrund der Latenzzeit, die zu Zeitverzögerungen führt, kein Durcheinander in der Gesprächsführung. Anderen ins Wort zu fallen verzerrt den Gesprächsfluss noch stärker, als in der persönlichen Begegnung. Manchmal sind sogar akustische Zuhörsignale oder Anmerkungen wie „Aha“ oder „Ich verstehe“ störend.
Achten Sie zudem darauf, eine natürliche Körpersprache und Mimik beizubehalten. Beides sind wichtige Bestandteile der Kommunikation. Wenn Sie dafür ein Kameraauge anlächeln müssen – machen Sie es. Fallen Sie aber nicht mit allzu großen Gesten aus dem Rahmen (und dem Bildausschnitt). Gilt übrigens auch für Videokonferenzen.
Pluspunkt Zusatzinformationen
Mit einem Jobinterview über ein Video-Tool gibt ein Bewerber Ihnen Informationen, auf die Sie in Ihrem Büro verzichten müssten: Hat er sich in eine Co-Working-Etage eingemietet? Sich in seine Wohnung zurückgezogen? Führt er das Gespräch im Café? Wie er die Umgebung auswählt und wie es dort aussieht, hilft Ihnen dabei, sich ein Bild vom Kandidaten zu machen.
Wer sich für ein Jobinterview per Skype, WebEx oder Hangout entscheidet, kann durchaus mit der Sympathie des Bewerbers rechnen: Auch Jobsuchende sparen gerne Zeit. Sind diese noch bei einem anderen Arbeitgeber angestellt, müssen sie für das Vorstellungsgespräch nicht extra frei nehmen. Die übliche Notlüge dem Chef gegenüber, warum man einen Tag Urlaub braucht, entfällt ebenso. Unter diesen Umständen kann das persönliche Treffen gerne warten – bis zur zweiten Gesprächsrunde.
Bewegtbild für Personalsuche wird wichtiger
Insgesamt lohnt es sich, Video-Anwendungen stärker im Bewerbungsprozess zu berücksichtigen. Verschiedene Anbieter übertrumpfen sich mit Ideen, wie Personaler und Jobsuchende frühzeitig einen besseren Eindruck voneinander bekommen. Die App Talentcube erlaubt Recruitern zum Beispiel, in Videobewerbungen zu stöbern. Jobsuchende präsentieren sich hier nicht nur mit ihrem Lebenslauf und ihren Social-Media-Profilen, sondern in bis zu drei Kurzfilmen. Das Bedürfnis von Talentscouts, sich schnell einen aussagekräftigen Eindruck zu verschaffen trifft dabei auf die Lebenswirklichkeit junger Absolventen und Professionals: Instagram Stories, Periscope und Co. sei Dank sind sie es gewohnt, sich vor der Kamera zu zeigen und tun es gerne.
Umgekehrt nutzen Betriebe schon seit Längerem Recruitingvideos, die sich bei Stellenausschreibungen in Jobbörsen einbinden lassen. Man kann sich fast sicher sein: Das Personalwesen geht bewegten Zeiten entgegen.