Gehaltsbänder: Leitfaden für HR-Manager & Führungskräfte

Arbeitsplatzbeschreibung

Gehaltstransparenz hat für hiesige Arbeitnehmer eine wachsende Bedeutung – das verlautbaren zumindest aktuelle Ergebnisse des Stepstone-Gehaltsreports 2024. Damit einhergehend planen 47 Prozent der befragten Unternehmen konkrete Maßnahmen zugunsten einer nachvollziehbaren Vergütung. Wieso Gehaltsbänder zu einer transparenten und fairen Bezahlung beitragen können und wie Unternehmen diese erfolgreich umsetzen, wird im Folgenden erläutert.

Key Facts

  • Gehaltsbänder helfen bei der gerechten und transparenten Festlegung von Mitarbeitergehältern.

  • Als Grundlage dient ein strukturiertes Modell aus Jobfamilien/-ebenen und passenden Jobbeschreibungen.

  • An der Implementierung von Gehaltsbändern wirken die HR-Abteilung, die Geschäftsführung und der Betriebsrat mit.

Was sind Gehaltsbänder?

Mit Gehaltsbändern (engl. Ranges) bezeichnet man die Vergütungsspannen für die Jobfamilien oder Positionen in einem Unternehmen. Mit diesen wird der minimale, mittlere und maximale Verdienst der Mitarbeitenden definiert, den sie in einer bestimmten Position erzielen können. Die darauf aufbauende Entgeltstruktur bietet eine transparente Orientierung für die Gehaltsbestimmung. 

Unter anderem hat die Zahlungsbereitschaft des Unternehmens Einfluss auf die Höhe der Mindest-/Höchstgehälter einzelner Gehaltsbänder. Relevant sind auch tätigkeitsbezogene Faktoren wie eine benötigte Ausbildung oder das Ausmaß an Verantwortung. Für die Positionierung innerhalb des Gehaltsbandes können betriebliche Faktoren (z. B. Wertigkeit der Stelle) und personenbezogene Faktoren (z. B. Arbeitsqualität und Flexibilität) hinzugezogen werden. Zudem darf ein gewisser Verhandlungsspielraum für individuelle Gehälter bestehen bleiben.

Gehaltsbänder: ein Beispiel aus der Praxis 

Die Jobebenen und Gehaltsbänder können unternehmensweit einheitlich oder auch spezifisch auf einzelne Abteilungen zugeschnitten sein. Unterschiede in der Vergütungsstruktur und -höhe ergeben sich unter anderem aus der Unternehmensgröße sowie ggf. aus branchenspezifischen Mindestlöhnen. Insbesondere in größeren Unternehmen wird oft zwischen Jobfamilien unterschieden, um verschiedene Mitarbeitergruppen abzubilden.

Eine beispielhafte Entwicklungsabteilung mit vier Gehaltsbändern kann man wie folgt darstellen:

Gehaltsband: Software-Developer:innen

Jobebene

Minimum

Maximum

Mitte

Spreizung

Junior

36.000 Euro

44.000 Euro

40.000 Euro

±10 Prozent

Regular/Intermediate

40.500 Euro

49.500 Euro

45.000 Euro

Senior

45.000 Euro

55.000 Euro

50.000 Euro

Lead

54.000 Euro

66.000 Euro

60.000 Euro

In diesem Vergütungsmodell überlappen sich die benachbarten Gehaltsbänder, sodass etwa erfahrene Senior Developer:innen das gleiche Gehalt wie neu eingestiegene Lead Developer:innen verdienen. 

Lohnsteuerabzug: Auf diese Merkmale kommt es an.

Gehaltsbänder und der Betriebsrat: ein Leitfaden

Das Betriebsverfassungsgesetz sieht vor, dass ein etwaiger Betriebsrat die betriebliche Lohngestaltung mitbestimmen darf (§ 87 BetrVG). Im Hinblick auf Gehaltsbänder gehören dazu etwa die

  • inhaltliche Ausgestaltung der Gehaltsgruppen,

  • die Wahl relevanter und gerechter Kriterien sowie

  • die Breite der Gehaltsbänder (z. B. als Prozentsatz).

Soll ein auf Gehaltsbändern basierendes Modell eingeführt werden, koordinieren die Personalabteilung und der Betriebsrat den Prozess idealerweise von Beginn an gemeinsam. Die Ergebnisse sollten in einer Betriebsvereinbarung festgehalten werden. 

Gut zu wissen: Kein Mitbestimmungsrecht hat der Betriebsrat, wenn es um die Gehaltshöhe innerhalb der einzelnen Bänder geht.

Schritte zur Einführung von Gehaltsbändern

Der Übergang zu einem Vergütungsmodell mit Gehaltsbändern ist oft ein langwieriger Prozess. Die Komplexität nimmt tendenziell mit der Unternehmensgröße zu, da man eine Vielzahl unterschiedlicher Jobfamilien und Positionen mit einbeziehen muss.

  1. Aufstellung des Jobmodells: Festlegung von Jobebenen, Jobfamilien und Charakterisierung von Jobprofilen durch HR und Betriebsrat.

  2. Zuordnung der Beschäftigten: Welche der zuvor festgelegten Modellparameter passen zu den bestehenden Mitarbeitenden? Dazu tauscht sich die Personalabteilung mit den Führungskräften aus, welche ggf. Rücksprache mit ihren Mitarbeitenden halten.

  3. Bestätigung durch die Geschäftsführung: Diese erfolgt nach Absprache der Personalabteilung mit der Führungsebene sowie nach etwaigen Anpassungen.

  4. Erstellung der IST-Gehaltsbänder: Anhand der minimalen und maximalen Gehälter aller Mitarbeitenden einer Jobfamilie/-ebene leitet die Personalabteilung die aktuellen Gehaltsbänder ab.

  5. Definition der SOLL-Gehaltsbänder: Mitarbeiter:innen mit außergewöhnlich niedrigen bzw. hohen Gehältern („Ausreißer“) werden identifiziert, etwa mithilfe von Marktvergleichen. Diese bleiben bei den neu zu erstellenden Gehaltsbändern außen vor und werden gesondert behandelt.

  6. Verabschiedung und Betriebsvereinbarung: Die Geschäftsführung und der Betriebsrat genehmigen die überarbeiteten Gehaltsbänder. 

  7. Bekanntgabe der Vergütungsarchitektur: Die Geschäftsführung, Personalabteilung und der Betriebsrat kommunizieren die neuen Gehaltsbänder unternehmensweit.

Erfolgsfaktoren beim Erstellen von Gehaltsbändern

Ein Vergütungsmodell mit Gehaltsbändern besitzt das Potenzial, die Bezahlung vergleichbarer Tätigkeiten fair und transparent zu gestalten. Um die Akzeptanz auch in der Belegschaft sicherzustellen, sollten Arbeitgeber vor allem

  • die zugrunde liegenden Kriterien der Eingruppierung klar kommunizieren und

  • die Gehaltsbänder mithilfe aktueller Marktdaten regelmäßig aktualisieren.

Neben dem schon heute wirksamen Entgelttransparenzgesetz kann es weiterhin sinnvoll sein, auch die neue Lohntransparenz-Richtlinie der EU bereits im Hinterkopf zu haben. Diese ist von den EU-Mitgliedsstaaten bis spätestens 2026 in nationales Recht umzusetzen. Zu den kommenden Neuerungen zählt unter anderem eine Informationspflicht des Arbeitgebers gegenüber Arbeitnehmenden. Diese soll Folgendes beinhalten:

  • das Einstiegsentgelt bzw. die Entgeltspanne (auch gegenüber Bewerbenden),

  • die durchschnittliche Entgelthöhe von Mitarbeitenden mit vergleichbarer Tätigkeit sowie

  • die Kriterien zur Entgeltbestimmung und Laufbahnentwicklung.

Von komplexen Daten zu adäquaten Gehaltsentscheidungen

Zahlreiche Tarifverträge bauen bereits auf Gehaltsbändern für die verschiedenen Entgeltgruppen auf. Auch für Einzelunternehmen lohnt sich mitunter ein derartiges Vergütungsmodell: Eine leistungsgerechte und transparente Vergütung kennzeichnet einen attraktiven Arbeitgeber und trägt zur Zufriedenheit der Belegschaft bei. Damit Letztere die definierten Vergütungsspannen als gerecht empfindet, sind transparente und verständliche Kriterien wichtig.

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FAQ

Wie werden Gehaltsbänder typischerweise aktualisiert?

Gehaltsbänder sollten regelmäßig an die marktüblichen Gehaltsniveaus und die Inflation angepasst werden. Die Personalabteilung kann solche kleineren, routinemäßigen Anpassungen beispielsweise jährlich vornehmen. In einem mehrjährigen Turnus kann weiterhin überprüft werden, ob grundsätzliche Änderungen an der Job- und Vergütungsarchitektur notwendig sind.

Wie beeinflussen Gehaltsbänder die Mitarbeitermotivation?

Transparente Vergütungsstrukturen können die Mitarbeitermotivation erhöhen, da sie zu gerechteren Gehältern beitragen. Mithilfe von Gehaltsbändern und Jobfamilien lässt sich sicherstellen, dass vergleichbare Tätigkeiten und Erfahrungsniveaus gleichermaßen honoriert werden. 

Welche rechtlichen Aspekte müssen bei der Einführung beachtet werden?

Auch bei einem Vergütungsmodell mit Gehaltsbändern sind Mindestlöhne und die Anforderungen des Entgelttransparenzgesetzes zu berücksichtigen. Letzteres beinhaltet Aspekte wie Entgeltgleichheit und den Auskunftsanspruch für Mitarbeitende. Bei einem vorhandenen Betriebsrat ist auch dessen Mitbestimmungsrecht in Fragen der betrieblichen Lohngestaltung zu beachten.

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