Gewerkschaft: einfach erklärt

Crowd of people at the office

Gewerkschaften spielen eine bedeutende Rolle in der Arbeitswelt und haben einen direkten Einfluss auf Arbeitsbedingungen, Löhne und soziale Veränderungen. Als Vertreter der Arbeitnehmer:innen verfolgen Gewerkschaften das Ziel, faire Arbeitsbedingungen und gerechte Entlohnung zu gewährleisten. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Aufgaben und Anforderungen von Gewerkschaften.

Key Facts

  • Arbeitnehmer:innen organisieren sich in Gewerkschaften, um ihre Interessen gegenüber Arbeitgebern zu vertreten. Dieses Recht ist im Grundgesetz verankert.

  • In Deutschland existieren drei große Gewerkschaftsverbände mit insgesamt über sieben Millionen Mitgliedern.

  • Tarifverträge können nur zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber bzw. Arbeitgeberverbänden verhandelt und abgeschlossen werden. Damit diese Arbeitnehmervertretungen tariffähig sind, müssen sie grundlegende und tarifrechtliche Anforderungen erfüllen.

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Was ist eine Gewerkschaft? 

Gewerkschaften sind Vereinigungen von Arbeitnehmer:innen einer bestimmten Branche oder eines Berufsfeldes, die sich für die Interessen der branchenangehörigen Angestellten einsetzen. Das Recht aller Angestellten zur Bildung von Gewerkschaften ist in Artikel 9 des Grundgesetzes verankert. Die Mitgliedschaft ist stets freiwillig.

Was sind die Aufgaben von Gewerkschaften? 

Die Hauptaufgabe einer Gewerkschaft besteht in der Vertretung der Mitgliederinteressen und dem Erreichen von fairen Arbeitsbedingungen. Zentrale Anhaltspunkte sind dabei unter anderem:

  • Arbeitsschutz

  • angemessene Bezahlung

  • Politik und Gesetze

Das Pendant zu Gewerkschaften stellen Arbeitgeberverbände dar. Für Branchen geltende Tarifverträge können ausschließlich zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden verhandelt und abgeschlossen werden.

Um bestehende Interessen durchzusetzen, haben Gewerkschaften zudem die Möglichkeit, zum Streik aufzurufen. Gewerkschaften unterstützen ihre Mitglieder auf individueller Ebene mit Beratung oder Rechtsbeistand.

Welche Gewerkschaften gibt es in Deutschland?

Die drei größten deutschen Gewerkschaftsverbände waren im Jahre 2021:

  • der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB),

  • dbb Beamtenbund und Tarifunion 

  • sowie der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB).

Insgesamt sind 12,6 Prozent aller Arbeitnehmer:innen in Gewerkschaften dieser drei Verbände Mitglied. Der DGB umfasst dabei 5,7 Millionen Mitglieder, die sich wiederum auf acht Einzelorganisationen verteilen:

  • IG Metall (IGM)

  • Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)

  • IG Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE)

  • Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)

  • IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU)

  • Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

  • Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)

  • Gewerkschaft der Polizei (GdP)

Der dbb (1,3 Millionen Mitglieder) untergliedert sich in 16 Landesverbände und der CGB (0,3 Millionen Mitglieder) in zwölf Berufsverbände.

Welche Anforderungen gibt es an Gewerkschaften?

Es existieren zwei Arten von Anforderungen, die sich aus dem Grundgesetz und dem Tarifvertragsgesetz ableiten. Arbeitnehmerorganisationen, die die tarifrechtlichen Anforderungen nicht erfüllen, sind nicht tariffähig.

Grundlegende Anforderungen

  • Freiwilliger Zusammenschluss: Die Mitglieder haben sich selbstbestimmt und auf Dauer organisiert.

  • Demokratische Struktur: Die Mitglieder von Gremien und Vorständen werden durch demokratische Wahlen bestimmt. Generell orientiert sich der interne Aufbau an demokratischen Werten.

  • Gegnerfreiheit: Gewerkschaften sind personell, organisatorisch und finanziell unabhängig von dritten Parteien. Sie sind demnach insbesondere von Arbeitgebern, Parteien, Kirchen und dem Staat unabhängig und dürfen von ihnen auch nicht finanziert werden. Damit sind sie „gegnerfrei“.

  • Interessenvertretung: Das gemeinsame Ziel der Gewerkschaft besteht darin, die Interessen der Mitglieder zu vertreten. Arbeitsbedingungen und wirtschaftliche Verhältnisse sind zu fördern oder zu wahren. Diese zentrale Aufgabe wird in der Regel in der Satzung festgehalten.

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Tarifrechtliche Anforderungen

  • Soziale Mächtigkeit: Damit wirksame Tarifverträge mit Arbeitgebern und Arbeitgeberverbänden geschlossen werden können, muss eine sogenannte soziale Mächtigkeit bestehen. Diese zeigt sich unter anderem in der Durchsetzungsfähigkeit gegenüber Verhandlungspartnern und einer hohen Mitgliederzahl.

  • Tarifwilligkeit: Die Gewerkschaft übernimmt die Verhandlungen über sämtliche Arbeitsbedingungen. Eine Beschränkung auf nur einzelne Bereiche wie beispielsweise Lohn und Gehalt ist nicht möglich, da keine Teiltariffähigkeit existiert.

  • Entschlossenheit: Die Gewerkschaft ist bereit und befähigt, die Interessen gegenüber der Gegenseite im Rahmen von Tarifverhandlungen durchzusetzen. Bei Bedarf kommen Arbeitskampfmaßnahmen wie Streiks zum Einsatz.

Was macht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)?

Der Deutsche Gewerkschaftsbund ist die mit Abstand größte Gewerkschaftsvereinigung Deutschlands. Der DGB vertritt die Interessen der acht Mitgliedsgewerkschaften gegenüber der Politik auf Bundes-, Landes- sowie kommunaler Ebene. Zentrale Punkte sind dabei Situation und Wandel des Arbeitsmarkts, der Mindestlohn, die Finanzpolitik und die Sozial-, Pflege-, Kranken- und Rentenversicherung.

Auf internationaler Ebene engagiert sich der DGB im Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) sowie im Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) und repräsentiert darüber hinaus die deutschen Arbeitnehmerverbände in der EU und in den Vereinten Nationen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Betriebsrat und einer Gewerkschaft?

Die Absichten von Betriebsräten und Gewerkschaften ähneln sich, da sie die Interessen von Angestellten vertreten. Der zentrale Unterschied zeigt sich dabei auf der Vertretungsebene. In Betriebsräten organisieren sich Angestellte von größeren oder sehr großen Unternehmen, um direkt mit dem Arbeitgeber über unternehmensspezifische Themen, wie die lokalen Arbeitsbedingungen und das Betriebsklima, verhandeln und diskutieren zu können. Eine Gewerkschaft beschränkt sich dagegen nur selten auf ein einzelnes Unternehmen, sondern vertritt in der Regel eine ganze Branche.

Unternehmerische Folgen von Tarifvertragsänderungen

Gewerkschaften sind eine durch das Grundgesetz garantierte Möglichkeit für Arbeitnehmer:innen, ihre Interessen geschlossen gegenüber Arbeitgebern und Arbeitgeberverbänden darzulegen und durchzusetzen. Zu diesem Zweck werden Tarifverträge verhandelt und Forderungen notfalls auch mit Streiks oder anderen Arbeitskampfmaßnahmen durchgesetzt.

Ändern sich die Tarifverträge, bringt dies für Arbeitgeber häufig organisatorische, prozessbezogene oder rechtliche Änderungen mit sich, die nicht selten auch die Entgeltabrechnung betreffen. Damit Sie als Arbeitgeber stets den Überblick bewahren, unterstützt Sie die HR-Software von Personio. Erfahren Sie in einem persönlichen Gespräch mit unserem Expertenteam mehr über die Online-Lohnabrechnung.

FAQ

Was sind die 3 größten Gewerkschaften in Deutschland?

Die drei größten Arbeitnehmerzusammenschlüsse Deutschlands sind die IG Metall, die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) sowie die IG Bergbau, Chemie, Energie. Alle drei Gewerkschaften sind Mitglied in Deutschlands größtem Gewerkschaftsbund, dem DGB.

Was sind die Vorteile einer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft?

Mitgliedschaften in Gewerkschaften sind in der Regel kostenpflichtig, bringen aber im Gegenzug Vergünstigungen und weitere Vorteile mit sich. Mitglieder profitieren beispielsweise von fairen Tarifverträgen und einer wirksamen Interessenvertretung sowie Einflussnahme. Unter anderem unterstützen Gewerkschaften mit einer kompetenten Rechtsberatung bei Problemen mit dem Arbeitgeber (z. B. bei verspäteter Lohnauszahlung oder unrechtmäßiger Kündigung).

Wird der Arbeitgeber darüber informiert, wer Gewerkschaftsmitglied ist?

Nein, der Arbeitgeber wird von den Gewerkschaften nicht über eine Mitgliedschaft seiner Angestellten informiert. Diese Information ist sogar extra geschützt, denn Arbeitgebern ist es verboten, Arbeitnehmer:innen nach einer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft zu fragen. Sollte die Frage trotzdem gestellt werden, müssen Angestellte nicht oder nicht wahrheitsgemäß antworten.

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