Gleitzeit: Definition, Modelle, Vor- & Nachteile

Gleitzeit

Beim Arbeitszeitmodell der Gleitzeit legen Arbeitnehmer:innen ihre Arbeitszeiten – innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens – eigenständig fest. Dies ermöglicht ihnen eine hohe Flexibilität.

Konkret können Arbeitnehmer:innen somit selbst bestimmen, wann der Arbeitstag beginnen und enden soll. Damit gleitendes Arbeiten in der Praxis auch wirklich funktioniert, empfiehlt es sich, einen Blick auf die unterschiedlichen Herangehensweisen und Modelle zu werfen. 

Das Wichtigste zusammengefasst: 

  • Im Rahmen von Gleitarbeit wählen Arbeitnehmer:innen – unter Beachtung der vertraglich vereinbarten Rahmenbedingungen – ihre tägliche, wöchentliche oder jährliche Arbeitszeit flexibel. 

  • Gleitzeit lässt sich auf verschiedene Arten realisieren. Für Unternehmen eröffnet das die Möglichkeit, ein Modell auszuwählen, das besonders gut mit der bestehenden Firmenstruktur harmoniert. 

  • Gleitende Arbeitszeiten bieten Angestellten den Freiraum, Arbeit und Privatleben besser miteinander in Einklang zu bringen. Arbeitgeber freuen sich in der Folge oftmals über eine gesteigerte Leistungsbereitschaft ihrer Belegschaft.

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Gleitzeit: Definition

Gleitzeit beschreibt ein flexibles Arbeitszeitmodell, bei dem sich Arbeitnehmer:innen die eigene Arbeitszeit innerhalb eines definierten Zeitfensters selbst einteilen. Gleitendes Arbeiten bildet quasi den Gegensatz zum starren Nine-to-five-Job

Dies klingt auf den ersten Blick nach Arbeitnehmer-Paradies und Arbeitgeberalbtraum – doch variable Arbeitszeiten stellen, bei gelungener Ausgestaltung, einen ausgezeichneten Kompromiss zwischen Freiheit und Pflicht dar. Denn auch für die Gleitzeit gelten grundsätzliche Rahmenbedingungen aus Arbeitsrecht und Arbeitszeitgesetz, die zu beachten sind. Dazu zählen:

Gleitzeitmodelle

Abgestimmt auf den Unternehmensalltag und die praktizierte Arbeitsweise lässt sich gleitendes Arbeiten in verschiedenen Varianten praktizieren:

Modell A: Gleitzeit mit Kernarbeitszeit

Manche Arbeitgeber setzen ergänzend zur gleitenden Arbeitszeit auf eine Kernarbeitszeit, in der die Anwesenheit für alle Angestellten obligatorisch ist. Diese kann beispielsweise wie folgt realisiert werden:

Eingleiten: von 7 bis 9:30 Uhr / Kernarbeitszeit: 9:30 bis 15 Uhr / Ausgleiten: von 15 bis 18 Uhr

Die Kernzeit beträgt in diesem Modell 5,5 Stunden. In dieser Zeit müssen alle Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz anzutreffen sein. 

Mögliche Umsetzung seitens der Arbeitnehmenden:

  • Die Arbeitnehmerin beginnt um 8 Uhr zu arbeiten, macht 30 Minuten Pause und kann den Arbeitsplatz nach einer Regelarbeitszeit von acht Stunden um 16:30 Uhr verlassen.

  • Der Arbeitnehmer beginnt um 9:30 Uhr; die Arbeitszeit endet nach 8 Stunden Regelarbeitszeit und 30 Minuten Pause um 18 Uhr.

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Modell B: Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit

Im Zeitfenster von elf Stunden – bei einer angenommenen Betriebszeit zwischen 7 und 18 Uhr – können die Beschäftigten in diesem Modell frei über ihre Anwesenheit entscheiden, solange sie dabei ihre tägliche Arbeitszeit erfüllen. Dieses Gleitzeitmodell erweist sich besonders für Abteilungen oder Bereiche als sinnvoll, die hochgradig unabhängig arbeiten, wie z. B. in der Forschung.

Modell C: Qualifizierte Gleitzeit

Hier erhalten Beschäftigte einen maximalen Spielraum hinsichtlich Beginn, Ende und Dauer ihrer Arbeitszeit. Einzige Bedingung: Sie erreichen die vereinbarte Mindestarbeitszeit für einen bestimmten Zeitraum (z. B. Monat oder Jahr). Die Modelle D und E stellen Ausprägungen der qualifizierten Gleitzeit dar.

Modell D: Gleitzeit mit Funktionszeit (gleiche Zeiten wie bei Modell A)

Funktionszeit ist eine Variation der Gleitzeit mit Kernarbeitszeit. Hierbei legt der Arbeitgeber abteilungs- oder bereichsweise fest, wie viele Mitarbeitende zu welchem Zeitpunkt benötigt werden. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass der Arbeitsbereich als Einheit voll arbeits- bzw. funktionsfähig ist. Die konkrete Ausgestaltung bleibt den Arbeitnehmer:innen überlassen. 

Besonders geeignet ist Gleitzeit mit Funktionszeit für Organisationen, in denen die Beschäftigten sich bei allen Aufgaben vollumfänglich gegenseitig vertreten können, wie z. B. in Callcentern. Voraussetzung: ein funktionierendes Teamgefüge mit kooperativer Kompetenz der Mitarbeitenden. Minus- oder Plusstunden werden über ein Arbeitszeitkonto erfasst.

Modell E: Gleitzeit mit Jahresarbeitszeit oder Lebensarbeitszeit

Mehr Flexibilität gibt es nicht für Beschäftigte. Sie gestalten ihre Arbeitszeit – unter Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes – ausschließlich nach ihren eigenen Bedürfnissen. Entscheidend ist, dass am Ende des Geschäftsjahres die vertraglich vereinbarte durchschnittliche Arbeitszeit in einem bestimmten Zeitraum erbracht wurde. 

Die geleistete Arbeitszeit wird wie bei allen gleitenden Modellen auf einem Arbeitszeitkonto erfasst. Beim Modell zur Lebensarbeitszeit wird die Arbeitszeit über einen längeren Zeitraum angespart und dann etwa in Form eines Sabbatjahres oder eines verfrühten Renteneintritts genutzt.

Arbeitszeitrechner

Tag 1:
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Berechnung:

Netto Arbeitszeit:
--:-- Stunden
Pausen insgesamt:
--:-- Stunden
Brutto Arbeitszeit:
- --:-- Stunden

Die Gleitzeit im Arbeitsrecht: Betriebsrat, Überstunden und Arbeitsvertrag

Arbeitszeitmodelle mit Gleitzeit sind in ihrer Grundkonstellation auf Flexibilität ausgelegt. Sie sollen den Beschäftigten im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten besondere Freiheiten gestatten und auf diesem Wege deren Motivation steigern. Doch nicht für jede Branche oder jedes Unternehmen eignen sich gleitende Zeiten gleichermaßen.

Wann ist Gleitzeit sinnvoll?

In Branchen und Unternehmen, in denen es keine Rolle spielt, wann genau eine bestimmte Aufgabe erledigt wird, kann sich Gleitzeit als erfolgversprechendes Arbeitszeitmodell erweisen.

Für Unternehmen und Organisationen hingegen, die im Schichtbetrieb arbeiten (wie z. B. Produktion, Pflege oder Gastronomie), stellen gleitende Arbeitszeiten nicht unbedingt das ideale Modell dar. 

Wenn ein fertigzustellendes Auto auf dem laufenden, eng getakteten Produktionsband auf die Ankunft der heute etwas später eintreffenden Mitarbeitenden warten muss, hemmt das die Produktivität. Auch eine zu pflegende Person im Krankenhaus oder Pflegeheim ist beispielsweise bei der Medikamentengabe auf ein zeitgenaues Erscheinen des Personals angewiesen.

Überstunden und Gleittage

Mehrarbeit in Form von Überstunden ist keine Seltenheit in der modernen Arbeitswelt. Auf einem Arbeitszeitkonto werden Abweichungen von der Regelarbeitszeit, also Minus- und auch Überstunden, festgehalten. Überstunden können dort angespart und bei Bedarf entsprechend abgebaut werden, auch als ganze Tage – über sogenannte Gleittage.

Gleitzeit im Arbeitsvertrag und in einer Betriebsvereinbarung

Gleitzeitvereinbarungen müssen immer schriftlich dokumentiert und von Arbeitgeber und Beschäftigten und (sofern vorhanden) vom Betriebsrat unterzeichnet werden. In die Vereinbarungen gehören auf jeden Fall Details wie:

  • Dauer der Gleitzeitperiode

  • Kernarbeitszeit

  • Gleitspanne (auch: Eingleiten und Ausgleiten)

  • Überstundenregelung

  • Handhabung der Gleitzeit

Arbeitgeber können gleitendes Arbeiten über das Direktionsrecht zudem jederzeit einführen und auch wieder abschaffen – wenn kein Betriebsrat im Unternehmen ist. Gibt es hingegen eine Arbeitnehmervertretung, hat diese nach § 87 Absatz 1 Nummer 2 Betriebsverfassungsgesetz (BetrvG) ein erzwingbares Mitbestimmungsrecht. Bei Zustimmung des Betriebsrates sollte die Gleitzeit in einer Betriebsvereinbarung geregelt werden.

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Gleitzeit während Kurzarbeit

In Zeiten von Kurzarbeit gelten nach einer Weisung der Bundesagentur für Arbeit für Beschäftigte mit Gleitzeitkonto besondere Regeln. Nur jenes Arbeitszeitguthaben, das über 10 Prozent der Jahresarbeitszeit liegt, ist geschützt. Was darunter liegt, muss von den Beschäftigten zur Vermeidung von Kurzarbeit eingebracht werden.

Weiterhin geschützt sind alle Arbeitszeitguthaben, die vor dem Antrag auf Kurzarbeit länger als ein Jahr unverändert bestanden. Geschützt ist hierbei aber nur der niedrigste Stand des Arbeitszeitguthabens – wenn das Guthaben geschwankt hat.

Gleitzeit – Vorteile und Nachteile im Überblick

Gleitzeitregelungen sorgen vor allem bei Beschäftigten für einen hohen Grad an Flexibilität und individueller Freiheit, doch auch die Unternehmen profitieren vice versa von der Gleitzeit. Vor- und Nachteile der Gleitzeit finden Sie in den folgenden Tabellen.

Vor- und Nachteile für Arbeitgeber

Für den Arbeitgeber gehen gleitende Arbeitszeitmodelle zwar einerseits mit einem erhöhten organisatorischen Aufwand, andererseits aber auch häufig mit zufriedeneren Mitarbeitenden einher: 

Vorteile Gleitzeit

Nachteile Gleitzeit

höhere Mitarbeitermotivation

hoher Dokumentationsaufwand bei der Arbeitszeiterfassung

besseres Betriebsklima

Mitarbeiter:innen erreichen ihre wöchentlichen Arbeitszeiten nicht

höhere Produktivität

schlechtere Arbeitsergebnisse können zu wirtschaftlichen Nachteilen führen

Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt

Missbrauch der Regelung durch Mitarbeiter:innen

engere Mitarbeiterbindung und geringere Fluktuation

hoher Aufwand bei Schichtmodellen

sichere Personalplanung, weniger Kündigungen

niedriger Krankenstand

saisonale Anpassung von Arbeitsstunden

Vor- und Nachteile für Arbeitnehmer:innen

Aufseiten der Arbeitnehmenden bedeutet eine gleitende Anwesenheit im Büro im Regelfall eine verbesserte Work-Life-Balance. Dennoch sind nicht alle Angestellten für variable Arbeitszeiten prädestiniert. 

Vorteile Gleitzeit

Nachteile Gleitzeit

mehr Freiheiten in der Einteilung des Arbeitstages

hoher Absprachebedarf zwischen Mitarbeitenden während der Kernarbeitszeiten

höhere Autonomie bei der Arbeit selbst

Teamgedanke kann verwässert werden, Teambildung wird schwieriger

bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben

Deadline-Druck kann steigen

stressfreier Weg zur Arbeit, geringerer Zeitaufwand

Aufbau von Minusstunden; müssen später nachgearbeitet werden

größere Motivation

individueller Biorhythmus wird berücksichtigt

Gleitzeit: Beispiele

Auch wenn das Modell variabler Arbeitszeiten nicht universell zu jedem Unternehmen passt, bieten die zahlreichen Umsetzungsmöglichkeiten eine Menge Spielraum:

Gleitzeit mit Funktionszeit in einer Drogerie

Die vertraglich vereinbarte wöchentliche Regelarbeitszeit beträgt 40 Stunden pro Drogeriemitarbeiter:in. Die Drogerie ist werktags von 6 bis 20 Uhr geöffnet. Der Arbeitgeber legt fest, dass während der Stoßzeiten (Montag bis Freitag zwischen 16 und 20 Uhr, kompletter Samstag) 20 Prozent mehr Mitarbeitende als zu den regulären Arbeitszeiten anwesend sein müssen. Die Angestellten haben die Schichten so zu verteilen, dass alle die wöchentliche Regelarbeitszeit erfüllen.

Gleitspanne und Kernarbeit in einem Musikstudio

Die Arbeitnehmer:innen eines Tonstudios verpflichten sich, die vertraglich vereinbarten Pflichten in einem Zeitfenster von 7 bis 19 Uhr zu erfüllen. Da Tonaufnahmen mit Künstler:innen im besagten Tonstudio ausschließlich zwischen 10 und 15 Uhr stattfinden, gelten diese fünf Stunden als verpflichtende Kernarbeitszeit für alle Mitarbeitenden. Early Birds können demnach bereits um 7 Uhr am Schreibtisch sitzen, Langschläfer aber auch erst um 10 Uhr beginnen.

FAQ

Wie viele Stunden arbeitet man bei Gleitzeit?

Im Rahmen von gleitenden Arbeitszeiten ist im Regelfall die gleiche vertraglich vereinbarte Anzahl von Stunden zu leisten wie bei regulären Arbeitszeiten. Der Unterschied besteht abhängig vom praktizierten Modell primär darin, dass Arbeitsbeginn und -ende täglich individuell festgelegt werden können. 

Ist Gleitzeit gleich Überstunden?

Gleitzeit bedeutet, dass die vertraglich zu leistende Arbeitszeit unter Beachtung spezifischer Vorgaben flexibel erbracht wird. Es handelt sich somit nicht um Überstunden. Natürlich können sich auch in einem gleitenden Arbeitszeitmodell Überstunden ergeben.

Wie berechnet man die Gleitzeit?

Zur Berechnung der Gleitzeit greift man im Regelfall auf ein Arbeitszeitkonto mit erfassten Plus- und Minusstunden zurück.

Disclaimer

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