Was ist ein Joint Venture? Vorteile und Risiken

Was ist ein Joint Venture? Vorteile und Risiken

Einer Studie von Deloitte zufolge zählen der Zusammenschluss von Ressourcen und die Erschließung neuer Märkte zu den Hauptgründen für die Bildung von Joint Ventures. Derartige gemeinsame Tochtergesellschaften von mehreren Unternehmen sind jedoch oftmals kurzlebig: Nur 17 Prozent bestehen mehr als 6 Jahre am Markt. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über den Entstehungsprozess sowie über Chancen und Risiken von Joint Ventures.

Key Facts

  • Als Joint Venture werden Gemeinschaftsunternehmen bezeichnet, an denen sich mehrere Mutterunternehmen beteiligen.

  • Durch diese Art der Kooperation können neue Märkte erschlossen, Synergien genutzt und Risiken geteilt werden.

  • Anders als bei Fusionen und Übernahmen bleiben die Mutterunternehmen eines Joint Ventures selbständig.

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Was versteht man unter einem Joint Venture?

Ein Joint Venture bzw. Gemeinschaftsunternehmen stellt ein Tochterunternehmen mehrerer Unternehmen dar, das neu gegründet oder durch Verträge beschlossen wird. 

Die zentralen Charakteristika sind die gemeinsame Kontrolle sowie die Aufteilung von Kosten, Risiken, Gewinnen und Verlusten.

Welche Arten von Joint Ventures gibt es?

In der Praxis treten solche Gemeinschaftsunternehmen als eine der folgenden Formen auf:

  1. Equity Joint Venture: Mehrere Unternehmen gründen ein gemeinsames, selbstständiges Tochterunternehmen, etwa in Form einer GmbH, AG oder KG.

  2. Contractual Joint Venture: Es werden Verträge abgeschlossen, die die Verteilung von Gewinnen und Verlusten, Kosten und Risiken der beteiligten Unternehmen regeln. Da kein eigenständiges Tochterunternehmen gegründet wird, ist diese Variante in der Regel kostengünstiger.

Gut zu wissen: Kooperieren Unternehmen aus verschiedenen Ländern, ist auch von einem International Joint Venture die Rede – andernfalls handelt es sich um ein Domestic Joint Venture.

Weitere relevante Punkte, anhand derer man Gemeinschaftsunternehmen unterscheidet, sind:

  • Anzahl an kooperierenden Parteien

  • Kapitalbeteiligung: Die Muttergesellschaften sind entweder zu gleichen Anteilen (paritätisch) oder ungleichen Anteilen beteiligt. 

  • Kooperationsbereich: Erfolgt der Zusammenschluss gesamtunternehmerisch oder mit Beschränkung auf einen Bereich (z. B. Logistik)?

  • Kooperationsrichtung: Die beteiligten Unternehmen gehören verschiedenen Branchen (konglomerates JV), ähnlichen Branchen (konzentrisches JV) oder derselben Branche (horizontales JV) an bzw. bedienen verschiedene Glieder einer Wertschöpfungskette (vertikales JV).

  • Standort: Der Standort ist insbesondere bei internationalen Joint Ventures relevant.

  • Vereinbarte Laufzeit: Oftmals wird eine Laufzeit von 30 bis 50 Jahren angestrebt.

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Gründe für die Bildung von Joint Ventures

Eine Kooperation in Form eines gemeinsamen Tochterunternehmens kann sich aus verschiedenen Motiven ergeben. Das sind die häufigsten und nutzbringendsten Gründe:

Senkung der Risiken und Kosten 

Unternehmerische Risiken werden minimiert, indem sie auf mehrere Partnerunternehmen verteilt werden. Der Einsatz von finanziellen Mitteln und Ressourcen sinkt mitunter parallel.

Wettbewerbsvorteile

Der Zusammenschluss sorgt für die Bündelung von Know-how, Technologien und geistigem Eigentum bzw. Patentrechten. Dadurch entstehen Synergien und Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenzunternehmen.

Strategische Ziele

Durch ein Gemeinschaftsunternehmen können neue Märkte erschlossen werden – sowohl in verschiedenen Ländern als auch auf Branchenebene. Auch kann die Gründung eines gemeinsamen Tochterunternehmens die Vorbereitung für eine spätere Übernahme sein.

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Risiken und Chancen durch Joint Ventures

Ein Gemeinschaftsunternehmen stellt – trotz der potenziellen Chancen – oftmals ein Wagnis dar. Beispielsweise steht dem gemeinsamen Tragen von Verlusten die Aufteilung ausgewählter Gewinne gegenüber. Doch wie genau beeinflussen sich die potenziellen Chancen und Risiken in der Praxis?

Chance

Risiko

Austausch von Know-how

Know-how-Abfluss aus den Muttergesellschaften

Erreichen neuer Märkte, Branchen und Zielgruppen

Erhöhter Koordinationsaufwand, mögliche kulturelle Differenzen 

Wettbewerbsvorteil durch Synergien sowie die gemeinsame Nutzung von Ressourcen 

Meist zeitlich begrenzte Kooperation, Instabilität aufgrund verschiedener Interessen

Geringeres finanzielles und wirtschaftliches Risiko

Komplizierte Bilanzierung, vor allem bei internationalen Zusammenschlüssen, Gewinnentnahmen teilweise nur in Absprache mit lokalen Behörden 

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Was ist der Unterschied zwischen Joint Ventures, Fusionen und Übernahmen?

Im Gegensatz zu einer Fusion bestehen bei einem Joint Venture die beteiligten Mutterunternehmen fort und bleiben selbstständig. Die Zusammenarbeit bezieht sich lediglich auf einen Teil der Geschäfte. Für ein Joint Venture wird zudem häufig eine Laufzeit vereinbart, wohingegen Fusionen üblicherweise permanent sind. 

Der Aspekt der Selbstständigkeit macht auch bei einer Übernahme den entscheidenden Unterschied zum Gemeinschaftsunternehmen aus. Bei einer Übernahme wird ein Unternehmen in ein anderes Unternehmen bzw. in einen Konzern eingegliedert und diesem untergeordnet. Dies kann auch im Anschluss an ein vorheriges Joint Venture erfolgen. 

Checkliste für ein Joint Venture

Bevor eine gemeinsame Tochtergesellschaft gegründet werden kann (Equity Joint Venture), bedürfen zahlreiche Aspekte der Klärung. Können sich die beteiligten Partnerunternehmen einigen, sind weitere Schritte in die Wege zu leiten: 

1. Führen von Sondierungsgesprächen, unter anderem zur Verhandlung von:

  • Unternehmenskonzept: Erwartungen, Ziele etc.

  • Gesellschaftsform und -organe

  • Beiträge der beteiligten Partner (Kapital, Management, Personal, Anlagen usw.)

  • Zielmarkt, Produkt(e), Vermarktungswege und Wettbewerbsfragen

  • Ausschüttungspolitik/Verteilung der Gewinne

  • Berichtspflichten

  • Details zur Beendigung/Laufzeit

2. Durchführung einer Machbarkeitsstudie (Prüfen von Erfolgsaussichten, Genehmigungsfähigkeit etc.)

3. Vertragsunterzeichnung (Joint-Venture-Vertrag, Gesellschaftsvertrag)

4. Antragstellung auf Genehmigung

Wichtig: Nach Erteilung einer Geschäftserlaubnis sind ggf. diverse Registereinträge bei Behörden notwendig, die sich abhängig vom Standort unterscheiden.

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Erfolgreicher Zusammenschluss

Gemeinschaftsunternehmen bringen oftmals wertvolle Partnerschaften hervor und sind demnach für die beteiligten Unternehmen von strategischer Bedeutung. Ungeachtet dessen gestalten sich Planung und Gründung komplex, da zahlreiche Entscheidungen und Maßnahmen hinsichtlich der Finanzierung sowie Ressourcen- und Personalverteilung erforderlich sind. 

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FAQ

Wann lohnt sich ein Joint Venture?

Joint Ventures sind sinnvoll, um neue Märkte und Zielgruppen zu erschließen. Durch den Austausch von Expertise können Wettbewerbsvorteile und vielversprechende Synergien entstehen. Zudem werden Risiken auf den Schultern mehrerer Unternehmen verteilt.

Welche Arten von Joint Venture gibt es?

Ein Equity Joint Venture ist ein neu geschaffenes Tochterunternehmen, wohingegen ein Contractual Joint Venture lediglich durch Verträge zustande kommt. Im Fall von länderübergreifender Kooperation wird oft von einem International Joint Venture gesprochen.

Was bedeutet Joint Venture für Mitarbeiter:innen?

Bei der Bildung von Gemeinschaftsunternehmen ist es notwendig, dass einige Mitarbeitende der Muttergesellschaften in die neu gebildete Tochtergesellschaft überwechseln. Teilweise ist dieser Prozess mit Schulungsmaßnahmen verbunden. Auch die Neueinstellung von Mitarbeitenden kann nötig sein, um das erforderliche Know-how zu erlangen.

Warum scheitern Joint Ventures?

Wenn die beteiligten Unternehmen zu sehr auf den eigenen Vorteil bedacht sind, schadet dies einem Zusammenschluss. Auch der potenziell erhöhte Koordinationsaufwand geht mit einem gewissen Risiko einher.

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