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Prämienlohn – ein flexibles Entlohnungssystem
Mit dem Prämienlohn belohnen Unternehmen systematisch die Mehrleistungen ihrer Beschäftigten. Und animieren sie so zu mehr Engagement und Leistung. Doch der Prämienlohn birgt ein gewisses Konfliktpotenzial für die Belegschaft. Wie Sie dagegen vorgehen können, welche Arten von Prämienlohn es gibt und wie Sie ihn berechnen.
Performance transparent dokumentieren, Prämien automatisch auszahlen: Mit integrierten HR-Prozessen in Personio.Definition Prämienlohn – einfach erklärt
Als Prämienlohn bezeichnet man eine besondere Form des Leistungslohns. Hierbei zahlt der Arbeitgeber neben dem fixen, garantierten Grundlohn pro Monat zusätzliche Prämien. Diese Prämien basieren auf eindeutig definierten und nachvollziehbaren Messgrößen für überdurchschnittliche Leistungen der Arbeitenden. Der Grundlohn darf beim Prämienlohn nicht unter dem Tariflohn liegen. Prämienlohn als Entlohnungsform kommt besonders in der Produktion und Fertigung, in Forschung und Entwicklung (hier als Ideenprämie) oder auch in der Kundenbetreuung zum Einsatz. Die Prämien beim Prämienlohn sind in der Regel nach oben gedeckelt. Diese Deckelung (auch Prämienendpunkt genannt) dient vor allem dem gesundheitlichen Schutz der Arbeitnehmer:innen. Sie unterbindet Überarbeitung und Burnout. Auch eine nach obenhin abflachende Prämienkurve kann hier helfen.
Setzt ein Unternehmen Prämienlohn ein, muss HR die Bedingungen dieser Leistungsvergütung bei neuen Mitarbeitenden spätestens im Einstellungsgespräch klar und transparent darstellen. Beim Modell Prämienlohn sollte der Grundlohn auf keinen Fall zu niedrig angesetzt werden. Nur so lässt sich bei den Mitarbeitenden die Angst nehmen, dass sie ihre laufenden Kosten aus dem Basislohn nicht decken können und so zu permanenter Mehrleistung gezwungen werden.
Achtung: Jubiläumsprämien oder Anwesenheitsprämien sind kein Prämienlohn!
Prämienlohn = leistungsunabhängiges Grundentgelt plus leistungsabhängige Prämie
Unterschiede zwischen Prämienlohn und Akkordlohn
Der Prämienlohn ist nicht mit dem Akkordlohn, auch Stücklohn genannt, zu verwechseln. Beim Prämienlohn sind die Messparameter variabel und vor allem kombinierbar (Zeit und Leistung). Dagegen richtet sich der Akkordlohn rein nach dem Mengenergebnis, das ein:e Mitarbeiter:in oder eine Gruppe von Mitarbeitenden in einer festgelegten Zeiteinheit erreicht hat. Wenn die zu erbringende Arbeit nicht akkordfähig (also z. B. nicht mengenmäßig messbar) ist, kommt der Prämienlohn zur Anwendung.
Voraussetzungen für Akkordlohn: Damit Akkordlohn gezahlt werden kann, muss der Beschäftigte die zu produzierende Menge selbst beeinflussen können, dabei stets gleiche Tätigkeiten erledigen und die Qualität darf keine ausschlaggebende Bedeutung haben.
Diese Arten von Prämienlohn gibt es
Beim Prämienlohn gibt es verschiedene Prämienarten, die sich nach den Bezugsparametern unterscheiden. Wichtig zu wissen: Die einzelnen Prämienarten schließen einander nicht aus. So lassen sich beispielsweise die Parameter Quantität und Qualität sehr gut kombinieren.
Mengenprämie (auch: Quantitätsprämie) Die Mengenprämie ist eine Mischform aus Akkordlohn und Zeitlohn, greift allerdings nur dann, wenn die zu leistende Arbeit nicht akkordfähig ist. Die Mengenprämie ergibt sich nicht pro produziertem Stück, sondern nach der erreichten Menge. Beispiel: Ein Beschäftigter produziert pro Schicht im Soll 20 Werkstücke, die Mengenprämie wird erst ab 25 gefertigten Werkstücken fällig. Eine Staffelung der Prämien ist nicht vereinbart. Bei 23 produzierten Stücken erhält er also keine Prämie, da noch zwei Werkstücke fehlen.
Güteprämie (auch: Qualitätsprämie) Hierbei dreht sich alles um die erzielte Qualität und nicht um die Menge des produzierten Stücks. Mittels Güteprämie sollen die Beschäftigten mit großer Sorgfalt arbeiten und eine hohe Qualität liefern. Hierfür muss der Arbeitgeber die gelieferte Qualität messen können, etwa anhand von geringen Ausschussquoten. Auch die z.B. durch Umfragen messbare Kundenzufriedenheit in der Kundenberatung kann eine Güteprämie maßgeblich beeinflussen.
Ersparnisprämie Ziel ist möglichst kostengünstiges Produzieren. Die Ersparnisprämie wird dann gezahlt, wenn die Mitarbeitenden mit Material, Roh- und Werkstoffen und Energie möglichst wirtschaftlich umgegangen sind. Messbar wird dieser Verbrauch mittels Verbrauchsabweichungen. Beispiel: In einem Schreinerbetrieb gelingt es den Mitarbeitenden, die Holzabfälle bei der Produktion eines bestimmten Tisches um 25 % zu senken. Dadurch senkt das Unternehmen auch die Kosten für den Einkauf des Holzes.
Terminprämie Die Terminprämie wird dann ausgezahlt, wenn das Produkt oder die Lieferung (etwa in der Logistik) im Rahmen der vereinbarten Terminsetzung erfolgt. Diese Form des Prämienlohns ist abhängig von verschiedenen, abteilungsübergreifenden Parametern, auf die die einzelnen Beschäftigten nur wenig Einfluss haben. Deshalb wird sie eher selten angewandt.
Nutzungsprämie Diese Ausprägung des Prämienlohns kommt bevorzugt in der Produktion zum Einsatz und bezieht sich auf eine optimale Nutzung des genutzten Maschinenparks in einem bestimmten Zeitfenster. So werden die Leerlauf- und Wartungszeiten optimiert. Die Kosten für das Unternehmen sinken.
Die genannten Formen des Prämienlohns werden im Alltag oftmals kombiniert und sorgen dadurch für eine erhebliche Flexibilisierung in der Entgeltgestaltung. Prämienlohn kann sowohl an einzelne Mitarbeitende als auch an Gruppen und Teams bezahlt werden, bei letztgenannten zählt das Erreichen von gemeinsam erarbeiteten Gruppen- oder Teamzielen.
Beispiel für Gruppenprämienlohn:
Eine Gruppe von 10 Produktionsmitarbeiter:innen fertigt eine festgelegte Anzahl von Kühlschränken im Rahmen eines bestimmten, vordefinierten Zeitraums. Hierbei ist es nicht relevant, wer welche Arbeit erledigt hat. Es zählt die Anzahl der fertiggestellten Kühlschränke.
Prämienlohn – Vor- und Nachteile auf einen Blick
Vorteile von Prämienlohn für Arbeitgeber | Nachteile von Prämienlohn für Arbeitgeber |
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Monetäre Leistungsanreize können für höhere Produktivität oder bessere (Produkt-)Qualität sorgen | Hoher Erfassungs- und Verwaltungsaufwand in der Lohnabrechnung bei individuellen Prämien |
Stressbelastung der Mitarbeitenden kann durch degressive Prämien gesteuert werden | Kann zu Rivalitäten zwischen Mitarbeitenden oder Teams und damit zur Verschlechterung des Arbeitsklimas führen |
Arbeitsergebnis gewinnt an Bedeutung und Beschäftigte identifizieren sich stärker mit Unternehmenszielen | Kündigungen, wenn eine dauerhafte Mehrleistung zu Stress und Krankheit führt |
Niedrigere Fluktuation bei leistungsorientierten Mitarbeitenden |
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Vorteile von Prämienlohn für Arbeitende | Nachteile von Prämienlohn für Arbeitende |
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Finanzielle Anreize | Konkurrenzkampf unter Kollegen bis hin zum Mobbing |
Gesteigerte Motivation | Steigerung der Stressbelastung |
Höhere Wertschätzung durch Arbeitgeber | Schwankendes monatliches Einkommen |
Belohnung von Qualitätsarbeit | Evtl. Intransparente Lohnabrechnung |
So berechnen Sie Prämienlohn
Der Prämienlohn besteht aus den zwei Komponenten Grundlohn und Prämie. Er ist eine Kombination aus Zeitlohn und Leistungslohn: Der Grundlohn (Zeitlohn) ist leistungsunabhängig und bleibt in jedem Monat gleich, die Prämie (Leistungslohn) richtet sich nach den vom Mitarbeitenden beeinflussbaren betrieblichen Größen und ist dementsprechend nicht gleichbleibend.
Prämienlohn ganz einfach errechnen
Als erstes ermitteln Sie den Grundlohn (Zeitlohn), hierbei gilt die Dauer der Arbeitszeit als Maßstab für die Entlohnung.
Anzahl der Arbeitsstunden x Stundenlohnsatz = Bruttoverdienst 160 x 20 € = 3200 € Zeitlohn
Anschließend ermitteln Sie den Prämienlohn (Leistungslohn) im Monat X nach folgender Formel:
Stückprämie x Stückzahl = Prämienlohn 18 € x 20 = 360 €
Zu ihrem Zeitlohn in Höhe von 3200 € erhält die Beschäftigte im Monat X einen Prämienlohn in Höhe von 360. Ihr Bruttolohn im Monat X beträgt somit 3560 €.
Achten Sie bei der Gestaltung des Prämienlohns unbedingt darauf, dass die zu erreichende Prämie gedeckelt und vor allem nachvollziehbar ist. Den einzelnen Leistungsgraden werden verschiedene Lohnhöhen zugeordnet. Die Prämienkurve kann bei zunehmender Leistung entweder gleich (linear), schneller (progressiv) oder langsamer (degressiv) verlaufen. Wichtig ist ein definierter Prämienendpunkt: Übererfüllen die Mitarbeitenden diesen Endpunkt, erhalten Sie keine höhere Prämie mehr.
Diese 10 Punkte müssen Arbeitgeber beim Prämienlohn beachten
Informieren Sie Ihre Mitarbeiter darüber, dass ihr Lohn als Prämienlohn berechnet wird.
Führen Sie eine transparente Abrechnungsmethode ein, damit Ihre Mitarbeitenden stets den Durchblick auf ihrem Lohnzettel haben.
Prüfen Sie, ob Sie das Prämienlohnsystem auf Einzelpersonen oder auf Gruppen beziehen möchten.
Prämienlohn dürfen Sie nicht bei Schwangeren, Jugendlichen oder Fahrpersonal anwenden.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Unternehmen ein Kennzahlensystem zur Leistungsbeeinflussung etabliert, das die für den Prämienlohn relevanten Parameter eindeutig abbildet.
Beachten Sie, dass die Mitarbeiter ihre Arbeit messbar beeinflussen können müssen.
Zahlen Sie Ihren Mitarbeitern keinen zu geringen Grundlohn. Dieser darf nie unter Tariflohn liegen.
Achten Sie bei der Einführung von Prämienlohn darauf, dass das Arbeitsklima nicht leidet. Sollte dies passieren, können Sie dem etwa durch einen degressiven Prämienlohn entgegenwirken. Mit anderen Worten: Je höher die Leistung über dem Soll, desto geringer steigen die Prämien. So beugen Sie auch Burnout oder Überlastung vor.
Wenn Sie einen Betriebsrat im Unternehmen haben, ist dieser nach § 87 Betriebsverfassungsgesetz zu beteiligen. Der Betriebsrat hat über die Gestaltung der Prämienkurve sowie die Zuordnung von monetären Beträgen zu einzelnen Leistungsgraden mitzubestimmen.
Wenn es keinen Betriebsrat in Ihrem Unternehmen gibt, müssen Sie den Prämienlohn einzelvertraglich regeln.
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