Rückwirkende Krankschreibung: Definition, Pflichten und Beispiele

Sick leave

Im Krankheitsfall sind Angestellte laut § 5 des Entgeltfortzahlungsgesetzes dazu verpflichtet, eine fristgerechte ärztliche Bescheinigung über die Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer einzureichen. Was hat es zu bedeuten, wenn Mitarbeiter:innen eine rückwirkende Krankschreibung vorlegen? Hat diese ebenfalls bindende Gültigkeit?

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Key Facts 

  • Spätestens ab dem vierten Tag der Erkrankung sind Arbeitnehmer:innen dazu verpflichtet, eine ärztliche Bescheinigung einzureichen. 

  • Rückwirkende Krankschreibungen dürfen nur im Ausnahmefall ausgestellt werden. Dabei sind die behandelnden Mediziner:innen dazu angehalten, den Einzelfall genau zu prüfen.

  • Eine Arbeitsunfähigkeit kann rückwirkend für maximal drei Kalendertage vor dem ersten Arztbesuch bescheinigt werden. Wichtig: Wochenende und Feiertage zählen mit!

Definition: Rückwirkende Krankschreibung 

Bei einer rückwirkenden Krankschreibung handelt es sich um eine Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit für einen vor dem ersten Arztbesuch liegenden Zeitraum der Erkrankung. Gemäß § 5 der Arbeitsunfähigkeits-Richtlinien kann eine rückwirkende Krankschreibung nur in Ausnahmefällen und unter eingehender Prüfung durch die behandelnden Mediziner erfolgen. Beim Ausstellen einer rückwirkenden Krankschreibung ist der Arzt bzw. die Ärztin dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass die Erkrankung zu einem früheren Zeitpunkt bereits vorlag und ein früherer Praxisbesuch dem/der Patient:in nicht möglich war.

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Wann ist eine Krankschreibung nötig? 

Im Krankheitsfall haben Arbeitnehmer:innen gegenüber dem Arbeitgeber eine Anzeige- und Nachweispflicht. Hierbei ist zwischen Krankmeldung und Krankschreibung zu unterscheiden. 

Eine Krankmeldung beim Arbeitgeber inklusive einer Einschätzung der voraussichtlichen Krankheitsdauer hat seitens der Arbeitnehmer:innen unverzüglich zu erfolgen. Formelle Vorgaben für die Krankmeldung existieren jedoch nicht. Arbeitnehmer:innen können sich persönlich, telefonisch, schriftlich, über Dritte oder auch mithilfe einer Software krankmelden.

Hält die Erkrankung länger als drei Kalendertage an, ist ab dem vierten Tag eine ärztliche Krankschreibung vorzulegen. Feiertage und Wochenende zählen ebenfalls zur sogenannten Drei-Tages-Frist!

Gut zu wissen: § 5 des Entgeltfortzahlungsgesetzes berechtigt Arbeitgeber dazu, die ärztliche Bescheinigung bereits vor dem vierten Krankheitstag zu verlangen. Derartige Sonderregelungen können im Rahmen des Tarif- oder Arbeitsvertrags festgelegt werden.

Wichtig: Ab dem ersten Werktag nach Ablauf der prognostizierten Arbeitsunfähigkeit wird bei weiterem Fernbleiben eine Folgebescheinigung nötig.

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Wann und wie lange ist eine Krankschreibung rückwirkend möglich? 

Laut § 5 der Arbeitsunfähigkeits-Richtlinien ist eine rückwirkende Krankschreibung Ermessenssache der behandelnden Mediziner:innen und darf maximal für einen Zeitraum von drei Tagen vor der ärztlichen Inanspruchnahme ausgestellt werden – inklusive Wochenende und Feiertage.

Beispiel:

Ist einem erkrankten Arbeitnehmer aufgrund des körperlichen Zustands oder der Praxisöffnungszeiten (z. B. am Wochenende) ein Praxisbesuch am vierten Tag der Erkrankung nicht möglich und er erscheint deshalb erst am fünften Tag, darf der Arzt die Arbeitsunfähigkeit in eigenem Ermessen bereits für den vorausgegangenen Tag bescheinigen. 

Hält die Arbeitsunfähigkeit über die attestierte Dauer hinaus an, kann bzw. muss auch bei einer rückwirkenden Krankschreibung eine Folgebescheinigung eingereicht werden. 

Gut zu wissen: Angestellte, die im Urlaub erkranken und eine ärztliche Bescheinigung über die Arbeitsunfähigkeit einreichen, haben laut § 9 des Bundesurlaubsgesetzes einen Anspruch darauf, die jeweiligen Urlaubstage nachzuholen.

Worauf sollten Arbeitnehmer:innen bei der (rückwirkenden) Krankschreibung achten? 

Arbeitnehmer:innen müssen den Arbeitgeber nicht nur unverzüglich von einer bestehenden Erkrankung in Kenntnis setzen, sondern die Bescheinigung über die Arbeitsunfähigkeit – egal ob rückwirkend oder nicht – fristgerecht beim Arbeitgeber sowie bei der gesetzlichen Krankenkasse einreichen. Vernachlässigen Arbeitnehmer:innen ihre Pflichten, können sie nicht nur ihren Anspruch auf Lohnfortzahlung verlieren, sie riskieren zudem eine Abmahnung oder sogar eine Kündigung

Unter bestimmten Bedingungen dürfen Arbeitnehmer: innen trotz Krankschreibung arbeiten.

Fazit 

Ärzte sind in Ausnahmefällen dazu befugt, rückwirkende Krankschreibungen auszustellen. Ausnahmefälle können dem Gesundheitszustand von Patienten oder eingeschränkten Praxisöffnungszeiten geschuldet sein. Eine rückwirkende Arbeitsunfähigkeit darf maximal für einen Zeitraum von bis zu drei Tagen vor dem ersten Arztbesuch bestätigt werden.

FAQ 

Wie lange kann ein Arzt rückwirkend krankschreiben? 

Eine Arbeitsunfähigkeit kann maximal für einen Zeitraum von drei Tagen vor dem ersten Arztbesuch attestiert werden.

Kann der Arzt eine rückwirkende Krankschreibung verweigern? 

Mediziner dürfen eine rückwirkende Arbeitsunfähigkeit nur nach ausgiebiger Prüfung attestieren. Bei einer fälschlicherweise ausgestellten Krankschreibung drohen Konsequenzen. Hält der behandelnde Arzt eine vorausgegangene Arbeitsunfähigkeit für unwahrscheinlich, steht es ihm demnach frei, eine rückwirkende Krankschreibung zu verweigern. 

Wie kann man sich am Wochenende krankschreiben lassen? 

Erkranken Arbeitnehmer:innen am Wochenende, haben sie die Möglichkeit, sich am darauffolgenden Montag rückwirkend für die Tage Samstag und Sonntag krankschreiben zu lassen.

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