Verfällt Urlaubsanspruch bei Krankheit? Rechte & Infos 2024

Der Urlaubsanspruch von Beschäftigten wird durch das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) geregelt. Darin wird nicht nur bestimmt, welcher Anspruch auf Urlaub besteht, sondern auch, was im Falle einer Erkrankung geschieht.

Der Gesetzgeber sieht mit dem Anspruch auf Jahresurlaub vor, dass sich Arbeitnehmer:innen von der Arbeit erholen können. Da diese Erholung durch eine Erkrankung während der Urlaubstage – logischerweise – verhindert wird, besteht ein gesetzlicher Anspruch auf „Rückbuchung“ von krankheitsbedingt gestörten Urlaubstagen als Resturlaub.

Dies geschieht jedoch nicht automatisch. Damit der Urlaubsanspruch im Krankheitsfall fortbesteht, haben Arbeitnehmende gemäß § 9 Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) ein ärztliches Zeugnis vorzulegen, das die Arbeitsunfähigkeit an den betreffenden Tagen bestätigt. Wichtig: Das Attest ist bereits ab dem ersten Tag der Krankheit vorzuweisen.

Der Urlaubsanspruch dient grundsätzlich der Erholung und ist genau aus diesem Grunde für gewöhnlich nicht in Geld umwandelbar. Es gibt eine Ausnahme, wenn nämlich verbleibende Urlaubstage nicht mehr vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses wahrgenommen werden können. Dieser Fall ist gerade im Anschluss an eine lange Krankheit denkbar. Wenn also eine schwere oder anhaltende Erkrankung dazu führt, dass die Berufstätigkeit nicht wieder aufgenommen werden kann, ist es möglich, den übrigen Urlaubsanspruch finanziell abzugelten.

Hinsichtlich der krankheitsbedingten Rückbuchung von Urlaubstagen existieren allerdings auch Ausnahmen von der Regel.

• Freizeitausgleich: Erkranken Mitarbeiter:innen, während sie Überstunden „abfeiern“, wird kein weiterer Freizeitausgleich gewährt.

• Krankheitsfall in der Familie: Erkrankt während des Urlaubs ein Kind und benötigt Pflege, hat dies keine Auswirkungen auf den Urlaubsanspruch – unabhängig davon, dass die Erkrankung des Kindes den Erholungswert des/der Arbeitnehmenden reduziert.

Wenn Arbeitnehmer:innen über Monate oder Jahre hinweg dem Arbeitsplatz krankheitsbedingt fernbleiben, verfallen ihre Urlaubstage nicht direkt. Laut dem BAG-Urteil vom 07.08.2012 (Az. 9 AZR 353/10) können Arbeitnehmer:innen ihre Urlaubsansprüche noch 15 Monate nach Ablauf des Urlaubsjahres geltend machen. 

Unter Umständen ist dies sogar noch darüber hinaus möglich. Denn damit Urlaub überhaupt rechtmäßig verfallen kann, muss der Arbeitgeber betroffene Angestellte rechtzeitig in die Lage versetzen, offenen Resturlaub – potenziell noch vor Eintritt der Arbeitsunfähigkeit – wahrzunehmen. So besagt es das EuGH-Urteil vom 22.09.2022 (Rechtssachen C-120/21, C-518/20, C-727/20).

Beispiel: Wenn Ihr:e Mitarbeiter:in seit 2021 arbeitsunfähig krankgeschrieben ist und im August 2024 zurückkommt, hat er/sie lediglich Anspruch auf Urlaub für 2023 und anteilig für 2024. Denn der Urlaubsanspruch für 2021 ist (unter Annahme der erfüllten Mitwirkungspflicht des Arbeitgebers) zum 31. März 2023 verfallen; der Anspruch von 2022 zum 31. März 2024.

Gut zu wissen: Den „aufgeschobenen“ Urlaubsanspruch können Mitarbeiter:innen erst dann wahrnehmen, wenn sie nicht mehr krankgeschrieben sind. Während der Krankheitstage kann kein Urlaub erteilt werden!

Bei einer Krankheit von über sechs Wochen wird die Lohnfortzahlung seitens des Arbeitgebers durch das Krankengeld der Krankenkasse abgelöst. Am Urlaubsanspruch ändert diese Frist jedoch nichts. Nicht wahrgenommene Urlaubstage können später genommen werden und bereits erteilte Urlaubstage, die in den Erkrankungszeitraum fallen, werden bei Vorlage eines Attests rückgebucht.

Hinweis: Auch eine Kündigung ist nicht zu befürchten. Die Kündigung wegen Krankheit ist nur in Ausnahmefällen zulässig.

Was passiert aber, wenn Mitarbeitende ein ganzes Jahr lang krankgeschrieben sind – verfällt für dieses Jahr der Urlaubsanspruch, da gar keine Arbeitsleistung erbracht wurde? Nein, auch wenn Mitarbeiter:innen krankheitsbedingt nicht arbeiten können, bleibt ihr Anrecht auf den Jahresurlaub unberührt. Die Krankheitszeiten gelten weiter als Beschäftigungszeit mit entsprechendem Anspruch auf Erholungsurlaub.

Bei sehr langer Krankheit ist jedoch zu beachten, dass weit zurückliegende Urlaubsansprüche – wie oben beschrieben – verfallen können.

Ein:e Mitarbeiter:in war über lange Zeit hinweg krank? So gelingt die Wiedereingliederung!

Ein Krankheitsfall im Urlaub wirkt sich auf den Erholungswert und somit auch auf den bestehenden Urlaubsanspruch aus. Unter der Prämisse, dass Arbeitnehmer:innen die Krankheit durch ein ärztliches Attest – rechtzeitig – belegen, steht ihnen ein sogenannter „Ausgleichsurlaub“ zu. 

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Nein. Gewährte Urlaubstage, die durch eigene Erkrankung nicht wahrgenommen werden können, werden dem Urlaubskonto wieder gutgeschrieben.

Auch bei langer Krankheit bleibt der Anspruch auf Urlaub unberührt. Das bedeutet, dass für die krankgeschriebenen Tage der Urlaubsanspruch nicht gekürzt werden darf. Eine Ausnahme besteht allerdings, wenn Urlaubstage auch 15 Monate nach dem Kalenderjahr, in dem der Anspruch entstanden ist, nicht wahrgenommen werden. In diesem Fall verfällt der Urlaubsanspruch, sofern der Arbeitgeber seiner Mitwirkungspflicht nachgekommen ist.

Der Urlaubsanspruch wird durch kurzfristige Krankheiten nicht beeinflusst und regulär bestimmt. Wie das im Detail funktioniert, erfahren Sie im Artikel Urlaubsanspruch berechnen.

Bei Erkrankung müssen Arbeitnehmer:innen ihren Arbeitgeber unverzüglich über das Vorliegen einer Erkrankung und deren voraussichtliche Länge im Rahmen einer Krankmeldung informieren. Dauert die Erkrankung länger als drei Arbeitstage, muss zusätzlich eine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt werden. Von besagter 3-Tages-Frist kann jedoch abgewichen werden, wenn eine individuelle Vereinbarung vorliegt.

Hinweis: Genesen Arbeitnehmende vor Ablauf einer Krankschreibung, steht es ihnen frei, trotz Krankschreibung zu arbeiten.

Der Urlaubsanspruch verfällt für gewöhnlich Ende März des nächsten Jahres. War es Beschäftigten krankheitsbedingt nicht möglich, Urlaub zu nehmen, verlängert sich diese Frist im Regelfall bis Ende März des übernächsten Jahres.