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Wertorientierte Unternehmensführung: Definition, Umsetzung und Tipps
Inhalt
- 1Was ist wertorientierte Unternehmensführung?
- 2Merkmale der wertorientierten Unternehmensführung
- 34 Schritte, um eine wertorientierte Unternehmensführung umzusetzen
- 4Wertorientiertes Controlling
- 5Beispiele für wertorientierte Unternehmensführung
- 6Was sind die Vorteile, wenn man Unternehmen wertorientiert führt?
Was ist wertorientierte Unternehmensführung?
Wertorientierte Unternehmensführung ist ein Managementansatz, der nicht alleine danach strebt, den Gewinn des Unternehmens zu steigern, sondern vor allem dessen Wert. Bis in die 1970er Jahre haben Unternehmen ihre Leistung mit gewinnorientierten Kennzahlen gemessen, zum Beispiel mit dem Gewinn pro Aktie (Earnings per Share) oder der Nettogewinnmarge.
Das änderte sich in den 1980ern. Denn bekannte Wirtschaftswissenschaflter wie Alfred Rappaport stellten ein Problem mit der bisherigen Methodik fest: Die Gewinne eines Unternehmens konnten steigen und gleichzeitig die Gesamtrendite der Aktionäre sinken. Daher wurde ein alternativer Ansatz entwickelt, der den „Shareholder Value“, also die Rendite der Anteilseigner:innen, in den Fokus rückte: die wertorientierte Unternehmensführung.
Was bedeutet „wertorientiert“?
Wertorientierung bedeutet:
Erfolgsgrößen zu bestimmen, die den Unternehmenswert wiedergeben und
die Unternehmensstrategien daran auszurichten.
Was sind Shareholder und Stakeholder?
Shareholder sind Eigenkapitalgeber, sie besitzen bspw. Aktien eines Unternehmens und agieren damit als Eigentümer.
Stakeholder sind sog. Anspruchs- oder Interessengruppen: Organisationen oder Personen, die vom Unternehmen oder seinen Aktivitäten betroffen sind bzw. ein Interesse daran haben oder Ansprüche daran stellen.
Und was ist mit den Stakeholdern?
Ein häufiger Kritikpunkt an der wertorientierten Unternehmensführung ist, dass sie nur auf die Interessen der Shareholder ausgerichtet ist. Aber wenn die Orientierung am Unternehmenswert richtig umgesetzt wird, bildet sie auch Themen wie die Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter:innen ab – zwei wichtige Stakeholder-Gruppen. So spricht man häufig auch von Value Management statt vom reinen Shareholder Value. Mittlerweile haben sich viele Unternehmen vom reinen Shareholder-Fokus wegbewegt und haben den Anspruch, für alle ihre Stakeholder Werte zu schaffen.
Merkmale der wertorientierten Unternehmensführung
Das zentrale Ziel der wertorientierten Unternehmensführung ist es, den Unternehmenswert zu steigern.
Den Kern bilden also entsprechende Strategien und Maßnahmen, die einen Wertzuwachs bringen.
Wertorientierte Maßnahmen sind nicht darauf aus, nur kurzfristig Kosten zu senken und die Gewinne zu maximieren. Sie sind zukunftsorientiert und wirken eher langfristig.
Ein wichtiger Grundsatz bei diesen Maßnahmen: Die Kapitalrenditen müssen höher sein als die Kapitalkosten. Das bedeutet? Nehmen wir ein Unternehmen, das hohe Summen in seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten steckt. Das kostet erst einmal Geld. Langfristig wird sich diese Investition aber auszahlen, wenn das Unternehmen dadurch Innovationen hervorbringt und sich damit einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Auch wenn die Kosten anfangs hoch waren, werden die Umsätze letztendlich positiv beeinflusst.
HR als Treiber des Unternehmenserfolgs
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Zum E-Mail-Kurs anmelden4 Schritte, um eine wertorientierte Unternehmensführung umzusetzen
Wertorientierung lässt sich nicht alleine damit umsetzen, dass man eine Kennzahl für den Unternehmenswert definiert. Es braucht ein System, das zum einen einen nachhaltigen Wertschöpfungszyklus aufbaut und das zum anderen einen Prozess beinhaltet, der die Strategien des Unternehmens mit der Wertentwicklung verbindet.
Ein Weg dahin ist das sogenannte Werttreibermanagement. Eine zentrale Rolle spielen dort Werttreiber, also Faktoren, die den Unternehmenswert steigern. Für alle Unternehmensbereiche werden Werttreiber definiert und das Unternehmen daran orientiert gesteuert. Dazu bricht das Werttreibermanagement die übergeordnete Strategie und Ziele auf operative Prozesse und Maßnahmen herunter.
Wir erklären Ihnen Schritt für Schritt, wie das funktioniert.
1. Strategieentwicklung
Im ersten Schritt wird für das gesamte Unternehmen eine Strategie entwickelt, die das Ziel hat, den Unternehmenswert zu steigern.
In diesem Zuge werden für alle Bereiche und Ebenen des Unternehmens Werttreiber identifiziert und definiert.
Was sind Beispiele für Werttreiber?
Beispiele für Werttreiber im HR-Bereich sind die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen und der Bereich Learning & Development (bspw. im Bereich Sales). Wieso? Sie können sich direkt auf die Kundenzufriedenheit auswirken. Und die stärkt wiederum die Kundenbindung. Hat ein Unternehmen viele treue Kunden, steigert das den Umsatz, was wiederum den Unternehmensgewinn positiv beeinflusst.
2. Zielsetzung
Im nächsten Schritt wird es schon etwas konkreter: Die Werttreiber werden in konkrete kurz- und langfristige Ziele für die jeweilige Abteilung überführt. Übrigens: Wenn man Ziele definiert, ist es immer hilfreich, sich die „SMART“-Kriterien vor Augen zu führen. Ziele sollten spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein.
3. Operationale Planung
Die Abteilungen definieren anschließend Schritte, mit denen sie die Ziele innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens erreichen wollen. Auf Basis der Ziele werden außerdem individuelle Ziele für die Mitarbeiter:innen festgelegt, die auf das übergeordnete Ziel einzahlen. Damit sind die Ziele der Angestellten also auf die Werttreiber ausgerichtet und so auch mit dem übergeordneten Unternehmensziel – der Wertsteigerung – verbunden.
4. Performance Management und -Messung
Um zu verfolgen, ob die Ziele erreicht werden, braucht es entsprechende Performance Management-Systeme. Die Key Performance Indikatoren, die dafür zum Einsatz kommen, können übrigens auch nicht-finanzieller Natur sein, z.B. die Scores zur Mitarbeiter- oder Kundenzufriedenheit.
Bei der wertorientierten Unternehmensführung spielt auch das Controlling eine zentrale Rolle, das den Prozess des Werttreibermanagements steuert. Deswegen schauen wir uns das wertorientierte Controlling einmal genauer an.
Wertorientiertes Controlling
Das Controlling übernimmt bei der wertorientierten Unternehmensführung diverse wichtige Aufgaben:
Es unterstützt dabei, die Werttreiber zu identifizieren.
Es verteilt die Unternehmensressourcen auf die verschiedenen Werttreiber.
Es misst und analysiert, welchen Beitrag einzelne Abteilungen zum Unternehmenswert leisten.
Es liefert dem Management wichtige Kennzahlen, die es zur Steuerung des Unternehmens benötigt.
Es analysiert Kenngrößen zu Zahlungsströmen (Cashflow) im Unternehmen.
Es definiert den sogenannten Wertbeitrag (mehr dazu im nächsten Abschnitt).
Somit ist es ein zentrales Planungs-, Steuerungs- und Berichtsinstrument.
Was sind wertorientierte Kennzahlen?
Wie lässt sich nun ermitteln, ob sich der Unternehmenswert gesteigert hat? Dazu legt das wertorientierte Controlling eine übergreifende Kennzahl für das Unternehmen fest, den sog. Wertbeitrag. Er zeigt an, wie hoch der Wertzuwachs einzelner Abteilungen oder des gesamtes Unternehmens innerhalb einer bestimmten Zeitperiode ist. Diese Kennzahl dient zur Information des Managements, der Mitarbeiter:innen, Investor:innen und Analyst:innen. Und da der Wertbeitrag unabhängig von externen Entwicklungen wie Börsenkursen ist, ist er auch ein gutes Anreizsystem für das Management.
Eine gängige Kennzahl für den Wertbeitrag ist der Economic Value Added (EVA). Diese sogenannte Überrendite-Kennzahl sagt aus, ob der Gewinn, den ein Unternehmen erwirtschaftet hat, höher liegt als die Kapitalkosten.
Neben EVA gibt es noch weitere wertorientierte Kennzahlen:
Return on Equity (ROE)
Return on Capital Employed (ROCE)
Return on Net Asset (RONA)
Cashflow Return on Investment (CFROI)
Discounted Cashflow-Verfahren
Discounted Free Cashflow
Wie EVA geben alle diese Kennzahlen an, wie hoch der Wertzuwachs einer Organisationseinheit oder des Unternehmens innerhalb eines Zeitraums ist – bezogen auf die Investitionen, die getätigt wurden.
Mit einer starken Kultur zum Erfolg
Experten-Einblicke, Schritt-für-Schritt-Anleitungen und zahlreiche Praxisbeispiele: In diesem Leitfaden lernen Sie, wie Sie konkrete Ziele festlegen, klare Werte verankern und Ihre Unternehmenskultur gezielt steuern und messen.
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Mittlerweile ist die wertorientierte Unternehmensführung ein weit verbreiteter Managementansatz. Vor allem kapitalmarktorientierte Unternehmen richten ihre internen Ziele und Prozesse darauf aus, ihren Wert zu steigern. Prominente Beispiele aus dem DAX sind die Mercedes-Benz Group, Henkel, BASF oder Bayer.
Die BASF schreibt beispielsweise in ihrem Geschäftsbericht 2021: „Als Unternehmen langfristig Werte zu schaffen, bedeutet mehr als Erträge zu erwirtschaften, die die Kosten des eingesetzten Kapitals decken. Unser Steuerungskonzept ermutigt und unterstützt alle Mitarbeitende, unternehmerisch zu denken und zu handeln.“ ROCE ist die zentrale wertorientierte Kennzahl bei BASF.
Und Mercedes-Benz gibt im 2021-Bericht an: „Das in der Mercedes-Benz Group eingesetzte Steuerungssystem soll sicherstellen, dass den Interessen und Ansprüchen der Kapitalgeber im Rahmen einer wertorientierten Unternehmensführung Rechnung getragen wird. Der Value Added (Wertbeitrag) zeigt, in welchem Umfang der Konzern und seine Geschäftsfelder den Verzinsungsanspruch der Kapitalgeber erwirtschaften beziehungsweise übertreffen und damit Wert schaffen.“ Ihre zentrale Kennzahl für den Wertbeitrag ist RONA.
Was sind die Vorteile, wenn man Unternehmen wertorientiert führt?
Jetzt, da wir den Ansatz genauer kennen – was sind zusammengefasst die Vorteile der wertorientierten Unternehmensführung?
Entscheidungen sind nicht von kurzfristigem Profit getrieben.
Nachhaltiger Unternehmenserfolg rückt in den Fokus von Entscheidungen und Aktivitäten.
Damit gewinnen auch Faktoren wie Forschungsaktivitäten, Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit an Relevanz.
Mitarbeiter:innen denken unternehmerischer. Da jede:r weiß, wie sie oder er mit seinen Aktivitäten zum übergeordneten Unternehmensziel beiträgt, kann das auch die Unternehmenskultur positiv beeinflussen.
Das Management ist kontinuierlich gefordert, nach Möglichkeiten für Investitionen und Wachstum zu suchen, die den Wert des Unternehmens positiv beeinflussen.
Manager sind motiviert, das Kapital des Unternehmens so einzusetzen, dass es langfristigen, nachhaltigen Erfolg sicherstellt.