Zeigarnik-Effekt: So profitieren Sie von ihm

Recruiterin kümmert sch um dasBewerbermanagement

Personalverantwortliche werden immer wieder mit Psychoeffekten konfrontiert. Um sie zu Ihrem Vorteil zu nutzen, sollten Sie diese kennen und richtig einordnen können. Zu den bekanntesten gehören der Aha-Effekt, der Ankereffekt, der Halo-Effekt und der Zeigarnik-Effekt. In diesem Artikel lesen Sie, was der Zeigarnik-Effekt im menschlichen Gehirn auslöst und wie Sie ihn einsetzen, um Ihre Produktivität und die Ihrer Mitarbeiter:innen zu steigern.

Key Facts

  • Mit dem Zeigarnik-Effekt ist gemeint, dass Menschen sich eher an unerledigte Aufgaben als an erledigte erinnern können.

  • Eine unerledigte Aufgabe erzeugt eine Art Spannung im Gedächtnis. Sie löst sich, sobald das Ziel, diese Aufgabe zu beenden, erreicht ist.

  • Kritische Stimmen bemängeln, dass der Zeigarnik-Effekt nicht immer replizierbar ist.

  • Der Zeigarnik-Effekt kommt im Marketing immer wieder zum Einsatz (z. B. Cliffhanger und Clickbaits).

Fokus aufs Positive: Steigern Sie mit diesen Tipps die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeitenden.

Was ist der Zeigarnik-Effekt?

Der Zeigarnik-Effekt beschreibt, dass Menschen sich leichter an unerledigte Aufgaben erinnern als an erledigte. Dieses Phänomen wurde von der Psychologin Bljuma Wulfowna Zeigarnik in den 1920er-Jahren in einem Café bemerkt. Ein Kellner konnte sich hervorragend an die Bestellungen der Gäste erinnern, aber sobald er die Bestellung an den Tisch geliefert hatte, vergaß er schnell, wer was bestellt hatte.

Dieses Phänomen untersuchte sie 1927 an der Berliner Humboldt-Universität. Ihre Proband:innen sollten etwas zeichnen, basteln oder mathematische Rätsel lösen. Manche Aufgaben schlossen sie vollständig ab. Bei anderen Aufgaben wurden sie von der russischen Psychologin unterbrochen. Das Experiment bestätigte ihre Vermutung: Die Proband:innen konnten sich wesentlich besser an die unerledigten Aufgaben als an die bereits abgeschlossenen erinnern. Das menschliche Gehirn scheint den Fokus nur auf Aufgaben zu richten, solange sie nicht  abgeschlossen sind.

Funktionsweise des Zeigarnik-Effekts

Die Annahme, eine unerledigte Aufgabe anzugehen, erzeugt eine Art Spannung im Gedächtnis. Diese fällt wieder ab, sobald das Ziel erreicht ist. Bis dahin speichert das Gehirn Informationen zur Aufgabe leicht zugänglich ab, wodurch Sie sich schnell an diese erinnern können. Das bedeutet, unerledigte Aufgaben lösen ein Handlungsbedürfnis in uns aus. Erst wenn das Bedürfnis befriedigt ist, kann das Gehirn die Aufgabe mental abschließen.

Ein Beispiel für den Zeigarnik-Effekt: Heute müssen Sie pünktlich Feierabend machen, weil Ihre Tochter eine Ballettaufführung hat, die Sie nicht verpassen möchten. Da Sie mit Ihrer Vorbereitung für das Meeting am kommenden Morgen noch nicht fertig geworden sind, schweifen Ihre Gedanken immer wieder zurück an den Schreibtisch.

Kritik am Zeigarnik-Effekt

Wie so oft ist sich die Wissenschaft auch beim Zeigarnik-Effekt nicht einig. Problematisch ist, dass der Effekt nicht überall zuverlässig repliziert werden kann. Einige Forscher:innen argumentieren, dass der Effekt nicht in allen Kontexten oder Kulturen gleich ist und dass individuelle Unterschiede in der Erinnerungsfähigkeit eine Rolle spielen können. 

Die Proband:innen aus einigen Experimenten konnten sich sogar besser an erledigte Aufgaben als an die unerledigten erinnern, was dem Prinzip grundlegend widerspricht. Die offenen Aufgaben wurden schlichtweg vergessen. Faktoren wie die Beschäftigungslänge, -intensität oder -komplexität der Aufgaben könnten die Ergebnisse beeinflusst haben. Es ist daher wichtig, den Zeigarnik-Effekt im Kontext zu betrachten und nicht als universelles Phänomen zu behandeln.

So nutzen Sie den Zeigarnik-Effekt effektiv

Welche Learnings können Sie und Ihre Mitarbeitenden aus dem Zeigarnik-Effekt nun mitnehmen? Mit ein paar Regeln können Sie Ihre Produktivität im Handumdrehen steigern:

  • Eat the Frog: Für einen freien Kopf erledigen Sie zuerst mühsame Aufgaben.

  • Struktur statt Multitasking: Schließen Sie begonnene Aufgaben ab, bevor Sie mit neuen beginnen. Lösen Sie Problemfälle unter Anwendung geeigneter Zeitmanagement-Methoden Schritt für Schritt, nicht parallel.

  • Aufgaben: Übernehmen Sie konkrete To-dos für heute aus Ihrer umfangreichen Aufgabensammlung.

  • Quantität: Setzen Sie sich eine realistische Anzahl an To-dos auf die Tagesagenda.

  • To-do-Listen: Visualisieren Sie To-dos für ein schnelles „Löschen“ im Kopf.

  • Limits: Limits begrenzen die Spannung und helfen dabei, Multitasking zu vermeiden.

  • Unterbrechungen: Unterbrechen Sie Aufgaben nur, wenn Sie genau wissen, wie Sie weitermachen wollen. 

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Risiken und Limits des Zeigarnik-Effekts

Zu wissen, dass noch viel ansteht, kostet Energie. Achten Sie auf ein gutes Mittelmaß aus motivierenden Cliffhangern und „Dream big“, um nicht unnötig Druck aufzubauen. Andernfalls kann Ihnen das viele Nerven rauben und die Regenerierung zum Feierabend bleibt aus.

Zeigarnik-Effekt: Beispiele aus dem Marketing

Der Zeigarnik-Effekt ist im Marketing eine gängige Praxis. Folgende Situationen kommen Ihnen sicherlich bekannt vor:

Cliffhanger

Ein typisches Beispiel aus der Filmindustrie ist jedes Staffelfinale: Der Cliffhanger ist genau die Stelle, an der die Spannung am größten ist. Natürlich wollen Sie jetzt wissen, wer der Verräter oder die Verräterin ist. Die Auflösung folgt aber erst in der neuen Staffel.

Clickbait

Unternehmen machen sich den Zeigarnik-Effekt zunutze, indem sie sogenannte Clickbait-Headlines in Websites und Artikeln verwenden. „To bait“ bedeutet „ködern“ und genau das tun diese Überschriften: Sie werden geködert.

Fazit: Der Zeigarnik-Effekt kann Ihre Produktivität erhöhen, muss es aber nicht

In vielen Fällen schaffen es Personalverantwortliche, den Zeigarnik-Effekt positiv für sich zu nutzen. Eine mögliche Produktivitätssteigerung können Sie beispielsweise mit der Arbeitsproduktivitätsformel überprüfen. HR-Lösungen wie Personio unterstützen Sie bei der Umsetzung all Ihrer produktivitätssteigernden Maßnahmen und beim Monitoring Ihrer Zielerreichung. Testen Sie die Software für Personalverantwortliche jetzt 14 Tage kostenlos.

FAQ Zeigarnik-Effekt

Was ist der Zeigarnik-Effekt?

Der Zeigarnik-Effekt beschreibt den psychologischen Effekt,  dass Menschen sich besser an unerledigte als an erledigte Aufgaben erinnern können. Das Gehirn scheint die Aufmerksamkeit auf anstehende Aufgaben zu legen. Sie wird entzogen, sobald die Aufgabe erledigt ist.

Was ist der Cliffhanger-Effekt?

Der Cliffhanger-Effekt wird insbesondere in der Filmindustrie, beispielsweise beim Staffelfinale, eingesetzt. Der Cliffhanger ist genau die Stelle, an der die Spannung am größten ist. Dank des Cliffhangers wollen Sie die nächste Staffel unbedingt sehen, um zu erfahren, wie es ausgeht.

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