Gig Economy: Definition, Vor- & Nachteile, Beispiele, Tipps

Gig Economy: Definition, Vor- & Nachteile, Beispiele, Tipps

Gig Economy: Definition, Vor- und Nachteile, Beispiele und Tipps

Nach Schätzungen der Europäischen Kommission arbeiten EU-weit bereits 28 Millionen Menschen über digitale Arbeitsplattformen – Tendenz steigend. Die boomende Gig Economy bietet Unternehmen einen raschen und unmittelbaren Zugang zu Fachkräften. 

Doch ist die temporäre Auftragsvergabe an selbstständige „Gig-Worker:innen“ das Zukunftsmodell schlechthin? Im vorliegenden Artikel legen wir die Vorzüge sowie Herausforderungen auf die Waagschale und zeigen auf, was Unternehmen beachten sollten.

Key Facts

  • Das Modell der Gig Economy basiert auf der Vergabe von Kurzzeitjobs an Selbstständige bzw. Arbeitssuchende. 

  • Arbeitgeber können Gig-Worker:innen für einzelne Aufträge und Projekte engagieren. 

  • Onlineplattformen vermitteln „Gigs“ gegen eine prozentuale Beteiligung des Auftragswerts und wickeln den Vergütungsvorgang ab.

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Gig Economy: Definition

Gig Economy stellt einen flexiblen Teil des Arbeitsmarktes dar, über den Arbeitssuchende und Freelancer:innen bzw. Freiberufler:innen für zeitweilige Aufträge engagiert werden. Die Vermittlung zwischen Auftraggeber:innen und Auftragnehmer:innen erfolgt über eine Onlineplattform. 

Oft spricht man deshalb in diesem Zusammenhang von Plattformökonomie oder – wenn es um vergleichsweise einfache Tätigkeiten geht – von Crowdworking.

Ursprung und Beispiele der Gig Economy

Als Pioniere der Gig Economy gelten Musiker:innen, die ihr Einkommen im frühen 20. Jahrhundert mit Einzelaufträgen bestritten. Während das Modell lange Zeit besonders in der Künstler- und Veranstaltungsbranche verbreitet war, hat sich die Gig Economy mittlerweile auf zahlreiche andere Branchen ausgeweitet. 

Die zunehmende Digitalisierung, Remote Work und das Aufkommen zahlreicher Onlineplattformen zur Arbeitsvermittlung haben den Aufschwung der Gig Economy befeuert. So werden von Grafikdesign und Softwareentwicklung über Lieferdienste und Kundenbetreuung bis hin zu Gebäudereinigung und Buchhaltung zahlreiche Arbeitsbereiche bedient. 

Freie Mitarbeiter:innen: Informieren Sie sich über die relevanten Aspekte für Unternehmen. 

Vor- und Nachteile der Gig Economy

Mit der kurzfristigen Verfügbarkeit von Arbeitskräften bildet die Gig Economy einen Gegenpol zur Arbeit im Angestelltenverhältnis. Doch welche Besonderheiten bringt das Modell für die diversen Beteiligten?

Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer:innen

Sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer:innen bzw. freie Mitarbeiter:innen hält die Plattformökonomie vielfältige Chancen parat:

Arbeitgeber

Arbeitnehmer:innen

Qualifikation

Zugang zu Fachleuten, die in Festanstellung zu teuer wären

teils Aufträge mit geringen Qualifikationsanforderungen

Flexibilität und Kontrolle

zeitlich befristete Auftragsvergabe ohne langfristige Bindung („hire and fire“)

hohes Maß an Selbstbestimmung und Freiheit

Zugang

Plattformen als zentrale Anlaufstelle

einfacher Einstieg

Kosten

Einsparungen bei Sozialbeiträgen, Bürofläche und Arbeitsmitteln

keine Akquisekosten bei Vermittlung via Plattform

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Herausforderungen und Risiken

Plattformbasierte Arbeit besitzt zweifellos einen zunehmenden Stellenwert auf dem Jobmarkt. Dass die Gig Economy gegenüber der traditionellen Arbeitswelt jedoch (noch) keine dominante Rolle innehat, könnte unter anderem folgenden Nachteilen geschuldet sein:

Arbeitgeber

Arbeitnehmer:innen

Rechte und Kontrolle

fehlende Weisungsgebundenheit der Gig-Worker:innen

fehlende Interessenvertretungen (Gewerkschaften, Betriebsrat)

Soziale Bindung

potenziell weniger Loyalität und Teamgeist

unstetes soziales Umfeld

Plattformabhängigkeit

Einarbeitung in neue Plattformen kostet zusätzliche Zeit

starker Konkurrenz-/Preisdruck, häufig arbeitnehmerähnlicher Status trotz fehlender Arbeitnehmerrechte

Sicherheit

Bewertung von Gig- Worker:innen auf Plattform einsehbar

unregelmäßiges Einkommen

Kosten

Honorare teilweise höher als ein Festgehalt 

Servicegebühr für Nutzung einer Plattform

Eigenverantwortung für Sozialversicherung, Rücklagen, Kosten für Arbeitsmittel usw.

Wie funktioniert die Gig Economy?

Zusätzlich zum traditionellen Arbeitsmarkt mit angestellten und selbstständigen Arbeitskräften treten im Rahmen der Gig Economy die Onlineplattformen als zentrale Akteure auf. Doch inwieweit beeinflussen sie die Prozesse des Arbeitsmarktes? 

Rolle der Onlineplattformen

Onlineplattformen wie Fiverr, Upwork und Taskrabbit agieren als Vermittler zwischen Arbeitgebern und Gig-Worker:innen. Letztere erstellen nach einer Registrierung ihr Profil und legen Angebote an. Arbeitgebern steht es offen, diese aus einem Katalog auszuwählen oder alternativ eigene Aufträge anzulegen. In diesem Fall finden Algorithmen die passende Arbeitskraft – basierend auf den Profilen, Aktivitätsdaten sowie Bewertungen der Gig-Worker:innen. 

Die Plattformen wickeln auch die Bezahlung ab, die in der Regel erst nach Annahme des Arbeitsergebnisses durch den Auftraggeber an die Gig-Worker:innen ausgezahlt wird. Letztere sind aufgrund ihres Status als Selbstständige für die Versteuerung verantwortlich.

Provisionen im Vertriebsbereich: Was müssen Unternehmen beachten?

Reale Beispiele 

Dank der Flexibilität des Gig-Arbeitsmarktes bieten sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten, um Personal für kurzfristige oder dringliche Aufträge zu gewinnen. Nachfolgend zwei Beispiele:

  • Ein Software-Projekt soll bis zum Jahresende fertiggestellt werden. Aufgrund einer Krankheitswelle im Unternehmen droht dies zu scheitern. Über eine Arbeitsplattform erstellt die Personalabteilung ein Auftragsgesuch, das sich an erfahrene Software-Entwickler:innen richtet. Unter mehreren von der Plattform vorgeschlagenen Kandidat:innen sucht die Personalabteilung zwei aus, die die passende Spezialisierung für eines der Teilprojekte vorweisen.

  • Ein junges Unternehmen beabsichtigt, die lokale Bekanntheit zu steigern und im gleichen Zug neue Auszubildende zu rekrutieren. Aufgrund mangelnder Expertise und Personalkapazität soll ein Tag der offenen Tür von einem/einer erfahrenen Eventmanager:in organisiert werden. In der Kategorie „Eventmanagement“ einer bekannten Onlineplattform findet sich ein Dutzend selbstständiger Eventmanager:innen, unter denen das Unternehmen frei wählen kann.

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Gig Economy vs. traditionelle Arbeitsverhältnisse: Was sind die Unterschiede?

Bei Gig Economy geht es in den meisten Fällen um das schnelle Auffinden von Arbeitskräften, die gezielt für eine zeitlich befristete Aufgabenstellung angeheuert werden. Aus dieser Erwartungshaltung heraus ergeben sich naturgemäß Abweichungen im Hinblick auf traditionelle Arbeitsverhältnisse. Die markantesten Unterschiede bestehen in folgenden Bereichen:

  • Recruiting: Bei der Auswahl geeigneter Gig-Worker:innen konzentriert sich das Hauptaugenmerk auf das entsprechende Kompetenzprofil, die Kosten sowie auf Bewertungen früherer Auftraggeber:innen. Dieser Fokus erspart langwierige Bewerbungs- und Auswahlprozesse, die für Festangestellte normalerweise unerlässlich sind. 

  • Zeithorizont: Gig-Worker:innen werden oft für einmalige Projekte oder Aufträge engagiert. Sie besitzen keinen Anspruch auf eine Folge- bzw. Weiterbeschäftigung. 

  • Rechte und Pflichten: Für Arbeitgeber entfallen zahlreiche Fürsorgepflichten und Verantwortlichkeiten – aber gleichzeitig auch das Direktionsrecht gegenüber Plattformarbeiter:innen. Auf der anderen Seite werden Gig-Workern und -Workerinnen finanzielle und rechtliche Obliegenheiten aufgebürdet, die Festangestellten erspart bleiben.

Rechtliche Aspekte und Arbeitsbedingungen: Was HR und Unternehmen beachten müssen

In den oftmals ortsunabhängigen Jobs gehen Gig-Worker:innen ihrer Tätigkeit von zu Hause oder einem Coworking-Space aus nach. Was die Einhaltung von Arbeits-, Pausen- und Erholungszeiten angeht, kommt auf Arbeitgeber keine Aufsichts- oder Fürsorgepflicht zu. Durch ausbleibende Sozialbeiträge und weitere entfallende Personalkosten reduzieren sich die Aufwendungen in der Personalverwaltung

Stattdessen müssen Arbeitgeber ein verstärktes Augenmerk auf Datensicherheit und Compliance richten: Welche Zugangs- und Zugriffsrechte sollen und müssen den freien Mitarbeiter:innen gewährt werden? Auf welche Weise wird sichergestellt, dass sie Unternehmens- und Kundendaten entsprechend gesetzlichen Bestimmungen verarbeiten? Wie vermittelt man temporären Gig-Worker:innen die notwendigen Kenntnisse von Unternehmens- und Verhaltensrichtlinien? 

Trotz der rapiden Verbreitung der Gig Economy hinkt die Regulierung durch den Gesetzgeber noch hinterher – etwa hinsichtlich der Transparenz von Plattformalgorithmen. Auch der Status der Scheinselbstständigkeit einiger Arbeitnehmer:innen ist teilweise problematisch: Oft kommen die bei einer Plattform angemeldeten Gig-Worker:innen nicht in den Genuss von Arbeitnehmerrechten, obwohl Erstere de facto als Arbeitnehmer auftreten.

Lesen Sie hier mehr über die besonderen Vertragsverhältnisse mit Freelancer:innen.

Ein flexibler Arbeitsmarkt benötigt eine flexible HR

Mit der wachsenden Verbreitung und Verfügbarkeit von Arbeitsplattformen wird Unternehmen ein Werkzeug an die Hand gegeben, um kurzfristigen und zeitweiligen Personalbedarf zu decken.

Zwar erfordert die Beschäftigung von Gig-Worker:innen in der Regel weniger Aufwand in der Personalverwaltung, doch ähnlich wie für fest angestellte Beschäftigte bedarf es eines Konzepts, um Mitarbeiterrollen und Zugriffsrechte verwaltungstechnisch abzubilden. In der Personio-Software erledigen Sie dies mit wenigen Klicks – und leiten obendrein das passende Onboarding in die Wege. 

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FAQ

Was ist Gig Economy?

Bei Gig Economy handelt es sich um ein Arbeitsmarktmodell, das sich durch befristete und flexible Arbeitsverhältnisse auszeichnet: Arbeitgeber bezahlen selbstständig tätige Arbeitskräfte für einzelne Aufträge, die meist über eine Onlineplattform vermittelt werden.

Wie kann HR die Integration von Gig-Arbeiter:innen in bestehende Teams fördern?

Für eine harmonische und produktive Zusammenarbeit zwischen Gig-Worker:innen und fest angestellten Kolleg:innen bedarf es einer angemessenen sozialen Integration. Diese beginnt idealerweise mit einem Mitbestimmungsrecht für feste Mitarbeiter:innen bei der Personalauswahl von externen Gig-Worker:innen. Darüber hinaus sollten externe Hilfskräfte im Vorfeld dazu angehalten werden, sich mit dem Unternehmenskodex und internen Verhaltensrichtlinien vertraut zu machen.

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