Work-Life-Blending: Vorteile, Nachteile und Tipps im Überblick

Work-Life-Blending

Ob New Work, Arbeit 4.0 oder Work-Life-Blending: Im Zuge von gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen verändern sich auch die Arbeitsbedingungen und -methoden stetig. Traditionelle Arbeitsweisen erscheinen vielerorts bereits passé. Doch hat Präsenzarbeit von 9 bis 17 Uhr wirklich ausgedient? Welche Vorzüge sowie Kehrseiten Work-Life-Blending mit sich bringt und welche Unternehmen besonders von diesem Arbeitsmodell profitieren, lesen Sie im folgenden Artikel.

Key Facts

  • Work-Life-Blending ist ein Arbeitstrend, bei dem Berufs- und Privatleben eng miteinander verschmelzen.

  • Dank Remote Work, Digitalisierung und flexibler Arbeitszeiten gewinnt Work-Life-Blending in der Arbeitswelt an Bedeutung.

  • Dieses Arbeitsmodell kann Beschäftigte selbstbestimmter, zufriedener und produktiver machen.

  • HR kann die Fähigkeit zur Selbstorganisation gezielt fördern, um Mitarbeiter:innen die Anwendung von effektivem Work-Life-Blending zu erleichtern.

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Work-Life-Blending: Was ist das?

Mit Work-Life-Blending bezeichnet man die Entwicklung, dass die Grenzen zwischen Job, Freizeit und häuslichen Tätigkeiten zunehmend verschwimmen. Der Arbeitsweg, Onlinemeetings, Sport, Telefonate, Hobbys und Kindererziehung gehen mitunter nahtlos ineinander über oder finden fast gleichzeitig statt. 

Work-Life-Blending bildet somit den Gegenpol zum herkömmlichen Arbeitsmodell der „Work-Life-Separation“. 

Dieser unaufhaltsame strukturelle Wandel in der Arbeitswelt wird oft unter dem Begriff „New Work“ zusammengefasst. New Work soll eine ausgewogene Symbiose von Arbeit und Privatleben ermöglichen, was neue Arten der Führung, Vernetzung, Kommunikation, Mitgestaltung und vor allem hochflexibles Arbeiten mit sich bringt. 

Das neue Arbeitsverständnis wird durch einige wesentliche Einflüsse begünstigt: 

  • Digitalisierung: Viele der für die Arbeit nötigen Ressourcen (Daten, Software und Hardware wie Laptops und Smartphones) sind in der heutigen Arbeitswelt grundsätzlich (weltweit) verfügbar. Durch moderne Formen der audiovisuellen Kommunikation lassen sich Distanzen mühelos überbrücken. 

  • Flexible Arbeitszeiten und -orte: Private Termine und Verpflichtungen – wie etwa die Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen – sind für Berufstätige durch die größere Flexibilität der modernen Arbeitswelt weitaus besser mit der Arbeit in Einklang zu bringen. Auch die Ausübung von Sport, Hobbys und Reisen sind mit dem Job leichter vereinbar.

  • Globalisierung und Outsourcing: In einer vernetzten Welt findet Arbeitsteilung über Landesgrenzen und Zeitzonen hinweg statt.

Einen bedeutsamen Schub hat Work-Life-Blending zudem durch die Corona-Pandemie erfahren, als Remote-Arbeit flächendeckend Verbreitung fand und die Digitalisierung vieler Prozesse beschleunigte. 

Dennoch lässt sich das Arbeitsmodell nur auf einen Teil aller Branchen und Berufsfelder übertragen – vor allem auf jene, die vorwiegend oder ausschließlich Wissensarbeit bzw. geistige Arbeit leisten und digitale Produkte und Dienstleistungen anbieten.

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Vor- und Nachteile von Work-Life-Blending?

Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und Digitalisierungsstrategien, Globalisierung und eines umkämpften Fachkräftemarkts sehen viele Arbeitgeber die Implementierung von Work-Life-Blending als relevanten Bestandteil des Employer Brandings an. Im Rahmen einer anstehenden Umstrukturierung ist zu empfehlen, zunächst alle Aspekte unter die Lupe zu nehmen, die mit dem Arbeits- bzw. Lebensstil einhergehen.

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Vorteile durch Work-Life-Blending?

Stellt das flexible Arbeitsmodell lediglich die Bedürfnisse von Beschäftigten in den Mittelpunkt oder profitieren auch die Unternehmen? Ein Blick auf die Vorteile zeigt, dass die Symbiose aus Arbeits- und Privatleben häufig für beide Seiten von Nutzen ist:

  • Höhere Selbstbestimmung: Die Flexibilität bezüglich Umgebung, Zeit und Dauer der Berufsausübung führt bei Arbeitnehmenden zu mehr Entscheidungsfreiheit und Unabhängigkeit. Individuelle Bedürfnisse rücken in den Vordergrund und erleichtern den Spagat zwischen Job und Familienleben und privaten Aktivitäten. 

  • Produktivitätssteigerung: Selbstbestimmte Mitarbeiter:innen sind meist zufriedener. Auch durch die Ausrichtung der Arbeitszeit am eigenen Biorhythmus kann eine höhere Leistungsfähigkeit erzielt werden. Wenn Meetings spontaner und zu flexiblen Zeiten stattfinden können, sind schnellere Entscheidungen und eine zügige Fertigstellung von Projekten möglich. Dies kann in vielen Fällen Wettbewerbsvorteile mit sich bringen.

  • Kostenersparnis: Da Work-Life-Blending und mobiles Arbeiten meist Hand in Hand gehen, kommen Unternehmen mit weniger Bürofläche aus. Weitere Einsparpotenziale bestehen bei Firmenwagen, Zuschüssen für Jobtickets oder Maßnahmen zur Kinderbetreuung.

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Nachteile und Risiken durch Work-Life-Blending

Auch wenn die Vorteile von Work-Life-Blending auf den ersten Blick rundum überzeugen, ist es – insbesondere vor der Einführung – unabdingbar, sich auch über die möglichen Nachteile flexibler Arbeitsmodelle im Klaren zu sein. Darunter fallen beispielsweise:

  • Veränderte Teamdynamik: Unabhängiges Arbeiten trennt die verschiedenen Teammitglieder zeitlich und räumlich voneinander. Dies erschwert die Verständigung, soziale Interaktionen und gemeinsame Entscheidungen. Für Führungskräfte und HR wird es darüber hinaus schwieriger, die Stimmung oder etwaigen Unmut in der Belegschaft als Ganzes wahrzunehmen.

  • Erschwerte Zeiterfassung: Je mehr die Arbeitstätigkeit eine „On-off-Dynamik“ annimmt, desto kniffliger wird es, Projekt-, Pausen- bzw. Gesamtarbeitszeiten zu ermitteln. Selbiges gilt für Überstunden und Mehrarbeit, was bei Mitarbeiter:innen im Extremfall zu Selbstausbeutung führen kann.

  • Gesundheitsrisiken: Am Ende des Tages „abschalten“ zu können, ist für viele Menschen essenziell – und kann der entscheidende Faktor sein, um einem Burnout oder anderen psychischen Erkrankungen langfristig vorzubeugen. Gerade stressige Arbeitsphasen bedürfen oft einer längeren Erholungszeit. Work-Life-Blending kann dazu führen, dass diese zu kurz kommt. Auch sinkt bei flexiblen Arbeitszeiten und -orten potenziell die Hemmschwelle, trotz einer (leichten) Erkrankung weiterzuarbeiten.

  • Vernachlässigung privater Beziehungen: Work-Life-Blending stellt erhöhte Anforderungen an Selbstorganisation und Zeitmanagement von Mitarbeiter:innen. Wer jahrelang die traditionelle Trennung von Arbeit und Privatem gepflegt hat, gerät beim Umstieg womöglich ins Stolpern. Ein hohes Arbeitspensum kann dazu führen, dass private Pflichten vernachlässigt werden, und familiäre Konflikte auslösen.

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Beispiele für Work-Life-Blending in der Praxis

In ihrer Work-Life-Blending-Studie aus dem Jahr 2021 ermittelte Capterra, inwieweit Mitarbeiter:innen deutscher KMUs ihr berufliches und privates Leben miteinander vermischen. 61 Prozent der Befragten gaben an, auch außerhalb der Arbeitszeiten auf Nachrichten zu antworten. Weiterhin verwenden 63 Prozent der Teilnehmer:innen persönliche Geräte auch für die Arbeit.

Weitere typische Beispiele für Work-Life-Blending:

  • E-Mails werden nach Möglichkeit bereits auf dem Weg zur Arbeit im Bus oder in der Bahn in Angriff genommen. Auf diese Weise lässt sich bei der Ankunft gleich mit den ortsgebundenen To-dos durchstarten.

  • Wichtige Meetings finden hybrid oder online statt, sodass sich leitende Angestellte sogar während ihres Urlaubs einklinken können.

  • Nach dem eigentlichen Feierabend werden berufliche Netzwerke genutzt, um mit Kolleg:innen und Kund:innen in Kontakt zu bleiben.

Demgegenüber kann auch der Job an den privaten Vorhaben ausgerichtet werden:

  • Die Hausarbeit wird während der Arbeit im Homeoffice erledigt.

  • Im Büro wird das Smartphone verwendet, um private Unterhaltungen zu führen oder private Termine zu vereinbaren.

  • Eltern lassen ihre Kinder halbtags im Kindergarten, um im Homeoffice konzentriert arbeiten zu können. Nachmittags übernehmen sie selbst die Betreuung, bleiben aber für Anrufe und Mails erreichbar.

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Unterschied zwischen Work-Life-Balance und Work-Life-Blending

Die beiden Begriffe erscheinen auf den ersten Blick ähnlich, stehen allerdings konträr zueinander. Während Work-Life-Blending auf eine gewinnbringende Verbindung beider Sphären abzielt, ist mit Work-Life-Balance gemeint, dass Arbeit und Privatleben prinzipiell voneinander zu trennen sind

Das Modell „Work-Life-Balance“ geht zwar auch mit einer engen Verzahnung von Arbeit und Freizeit einher, legt den Fokus jedoch darauf, genügend Raum für (arbeits-)freie Zeiten zu schaffen und Arbeitnehmenden auf diese Weise zu ermöglichen, zur Ruhe zu kommen und die Kraftreserven aufzutanken. 

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Welche Rolle spielt HR, um Work-Life-Blending für Unternehmen und Mitarbeiter:innen effektiv zu nutzen?

Zwar lebt das Arbeitsmodell Work-Life-Blending von Flexibilität und individueller Zeitplanung, doch helfen klare Grundstrukturen den Beschäftigten, Kommunikationsproblemen und Überlastung vorzubeugen. Den Weg für einen effektiven Einsatz von Work-Life-Blending ebnen folgende Maßnahmen, bei denen HR eine Schlüsselrolle zukommt:

  • Kommunikationswege sicherstellen: Damit auch zeitversetztes Arbeiten funktioniert, sind feste Regeln zur Kommunikation unverzichtbar. Kollaborationstools, Präsenzpflicht an bestimmten Tagen und Meeting-Richtlinien sind einige Beispiele.

  • Kernarbeitszeiten festlegen: Trotz der fließenden Übergänge zwischen Arbeits- und Freizeit sollte man Grenzen definieren. Gesetzlich vorgeschriebene Pausen-, Ruhe- und Erholungszeiten gelten nach wie vor. Diese sollten auch im Rahmen von Gleitzeitmodellen klar kommuniziert und ihre Einhaltung überprüft werden.

  • Selbstdisziplin und -organisation aktiv fördern: Diese Schlüsselkompetenzen sind für flexibel arbeitende Mitarbeiter:innen besonders wichtig – jedoch keine Selbstverständlichkeit. Hier schaffen unternehmensweite Schulungen und die Unterstützung durch direkte Führungskräfte Abhilfe.

  • Privates ernst nehmen: Haben sich Mitarbeiter:innen erst einmal auf das System Work-Life-Blending eingestellt, richten sie ihren Alltag danach aus. Das darf von Arbeitgeberseite aus natürlich nicht zu der Annahme einer Erreichbarkeit rund um die Uhr führen. Private Zeiträume dürfen und müssen für Arbeitnehmer:innen privat bleiben. Vorteilhaft für beide Seiten ist es, wenn eine Absprache mit direkten Kolleg:innen und Vorgesetzten stattfindet, sodass voneinander bekannt ist, zu welchen Zeiten jemand prinzipiell erreichbar ist und wann er oder sie grundsätzlich nicht (mehr) zur Verfügung steht.

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Mit Work-Life-Blending Barrieren beseitigen

Im Rahmen von Work-Life-Blending gehen Arbeitswelt und Privatleben nahezu nahtlos ineinander über. Dies setzt jedoch unter anderem voraus, dass Unternehmen vom klassischen 9-to-5-Rhythmus abweichen und stattdessen auf flexible Arbeitszeiten setzen. In der Folge benötigen die unternehmensinternen Abläufe wie das Abwesenheitsmanagement und die Arbeitszeiterfassung eine Feinjustierung.

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FAQ

Was unterscheidet Work-Life-Blending von Remote-Arbeit?

Remote-Arbeit bzw. Mobile Work ist nur einer der Aspekte, die für Work-Life-Blending charakteristisch sind. Neben der Unabhängigkeit vom Arbeitsort spielt auch der Faktor Zeit eine Rolle: Arbeits- und Freizeit sind weniger stark getrennt und gehen fließend ineinander über.

Wie kann Work-Life-Blending die Teamdynamik beeinflussen?

Ein bedeutender Einfluss auf die Teamdynamik ergibt sich durch die individuell unterschiedlichen Arbeitszeiten und -orte. Die Kommunikation und soziale Interaktion zwischen Teammitgliedern kann einerseits durch die räumliche Trennung  erschwert werden. Andererseits sind flexible und spontane Termine für (Online-)Meetings einfacher anzuberaumen, da man an weniger feste Arbeitszeiten gebunden ist.

Ist Work-Life-Blending für alle Unternehmen und Branchen anwendbar?

Work-Life-Blending eignet sich vor allem für jene Branchen und Unternehmen, die einen hohen Digitalisierungsgrad aufweisen. Dabei handelt es sich unter anderem um jene, die einen Bezug zu IT und Kommunikation, Finanzen sowie digitalen Produkten und Dienstleistungen haben. Weniger oder kaum anwendbar ist das Arbeitsmodell für Betriebe, die handwerklich, erzeugend, ortsgebunden oder mit direktem Personenkontakt tätig sind. Darunter fallen beispielsweise die Landwirtschaft, Pflege, Erziehung, Gastronomie, der Einzelhandel und das Baugewerbe.

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